Kommentar |
Das ‚Unternehmerische Selbst’ (U. Bröckling) hat Verinnerlichung paradoxaler Produktionsformen (Flexibilität vs. Anpassung; Autonomie vs. Kontrolle) scheinbar in nahezu sämtlichen Berufsbranchen Einzug gehalten. Dieser in der aktuellen Literatur als Sozialtechnologie des Neomanagements und in der medialen Öffentlichkeit stark skandalisierte Wandel der Arbeitswelt findet in der urbanen Komplexität Berlins zahlreiche empirische Untersuchungsfelder in unterschiedlichen Branchen. Zugleich sind diese Sozialtechnologien Ausdruck der Intrnationalisierung einer neuen Arbeitsideologie, wobei europäisch-ethnologische Kompetenzen dazu genutzt werden können, zum Einen die internationale Informiertheit der Organisationsformen des Neomanagements und der Personalführung zu beobachten, und zum anderen ihre lokalen Eigenheiten zu erfassen. Zum Beispiel verweist die Selbstmordserie bei France Télécom 2009 aufgrund der verschärften Flexibilisierungszwanges nicht unbedingt auf extremere Arbeitsbedingungen im Vergleich etwa zur deutschen Telekom; vielmehr auf unterschiedliche Kulturen des Verarbeitens dieser neuen Zwänge und Freiheiten, die komparatistisch untersucht werden könnten (z.B. mit Hilfe von Leonardo-Praktika im europäischen Ausland). Die Frage, der nachgegangen werden soll lautet: Wie wirken sich die genannten Paradoxien von Identitäts- und Leistungsanforderungen auf die ProduzentInnen / ArbeitnehmerInnen aus? Wie unterscheidet sich ihr berufliches Selbstverständnis nach Branchen, lokal und international? Welchen spezifischen Beitrag können europäisch-ethnologische Studien zu einem besseren Verständnis gegenwärtiger Arbeitswelten erbringen? Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, für einige Monate ein Praktikum in einem Berliner oder europäischen Betrieb zu absolvieren. Hinweis: Das SP kann sowohl für den Schwerpunkt „Urban Studies“ als auch für den Schwerpunkt „Europa/Europäisierung“ angerechnet werden. |