AGNES -
Lehre und Prüfung online
Studierende in Vorlesung
Anmelden

Geschichte als "Angewandte Digitale Nekromantie"? Über Grenzen und Möglichkeiten geschichtswissenschaftlicher Erkenntnis am Beispiel Historischer Simulationen - Detailseite

Grunddaten
Veranstaltungsart Übung Veranstaltungsnummer 51469
Semester SoSe 2025 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfristen - Eine Belegung ist online erforderlich Zentrale Abmeldefrist    01.02.2025 - 30.09.2025    aktuell
Zentrale Frist    01.02.2025 - 09.04.2025   
Zentrale Nachfrist    14.04.2025 - 16.04.2025   
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Di. 14:00 bis 16:00 wöch von 15.04.2025  117 (Flex-Pool [115/116/117])
Stockwerk: 1. OG


Doro26 Institutsgebäude - Dorotheenstraße 26 (DOR 26)

  findet statt

fällt aus am 3. Juni (Dies Academicus)

  30
Gruppe 1:


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Schmitz, Jakob Merijn
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Geschichte Kernfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2021 )   -  
Bachelor of Arts  Geschichte Zweitfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2021 )   -  
Bachelor of Arts  Geschichtswissenschaften Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2021 )   -  
Bachelor of Arts  Geschichtswissenschaften Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2021 )   -  
Bachelor of Science  Geschichte Zweitfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2021 )   -  
Bachelor of Science  Geschichtswissenschaften Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2021 )   -  
Master of Arts  European History Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Master of Arts  Geschichtswissenschaften Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2018 )   -  
Master of Arts  Global History Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2020 )   -  
Master of Education (GS)  Sachunterricht (GeWi) Studienfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2019 )   -  
Master of Education (GS)  Sachunterricht (GeWi) Studienfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2023 )   -  
Master of Education (ISG)  Geschichte 1. Fach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2018 )   -  
Master of Education (QGS)  Sachunterricht (GeWi) Studienfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2019 )   -  
Master of Education (QGS)  Sachunterricht (GeWi) Studienfach ( Vertiefung: mit LA-Option; POVersion: 2023 )   -  
Programmstudium-o.Abschl.  Geschichte Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Programmstudium-o.Abschl.  Geschichtswissenschaften Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Programmstud.-o.Abschl.MA  European History Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Programmstud.-o.Abschl.MA  Geschichte Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Programmstud.-o.Abschl.MA  Geschichtswissenschaften Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Programmstud.-o.Abschl.MA  Global History Programm ( POVersion: 1999 )   1 - 6 
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Geschichtswissenschaften
Inhalt
Kommentar

Welche Faktoren haben zur Industrialisierung in Europa geführt? Wie haben sich Pandemien im Mittelalter augebreitet und die betroffenen Gemeinden verändert? Wie haben Briefnetzwerke in der Frühen Neuzeit zur Ausbreitung und Transformation aufklärerischen Wissens geführt? Wie genau mag sich die Degradation der Umwelt mayanischer Stadtstaaten abgespielt haben und wie waren diese betroffen?

Diese beispielhaften, weit reichenden Fragen über das „Wie“ und „Warum“ der Geschichte liegen im Kerninteresse von HistorikerInnen. Aber wie kommt man hierbei zu Antworten, oder zumindest zu Interpretationen und Hypothesen?

Klassischerweise – das heißt in vor allem textgebundenen, hermeneutischen Vorgehen – suchen wir relevante materielle Indizien und zeitgenössische Einschätzungen und versuchen, durch einen mentalen, inneren Prozess der Kritik, Reflexion und Interpretation zu einer immer vorläufigen Antwort(möglichkeit) zu kommen, die schließlich zu Text gebracht wird.

In vielen anderen Wissenschaften hat sich genau in Bezug auf solche strukturellen, prozessualen und systemischen Fragen eine andere, computerbasierte Methode etabliert – die Simulation. Hierbei wird die Forschungsfrage und das zu untersuchende Objekt bzw. System modelliert, das heißt, in vereinfachter und computerlesbarer Form repräsentiert. Mit diesem Modell können dann Experimente unter verschiedenen Bedingungen vollführt werden, um die Objekte, Personen und Prozesse der Geschichte Stück für Stück besser zu verstehen.

Simulationen sind inzwischen allgegenwärtig. Sei es in Klima- und Pandemiemodellen, der Erforschung des Weltalls, der Überwachung und Steuerung weltweiter Märkte, der Stadt- und Verkehrsplanung, bis hin zum Design von Gebäuden und Gebrauchsgegenständen, dem Berufstraining oder der Entwicklung von Computerspielen – seit ihrer Entstehung im Kontext des Manhatten-Projekts haben sich Simulationen als einer der zentralen Methoden von Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Politik entwickelt, Sinn und Erkenntnis aus der Welt zu ziehen.

In den Geschichtswissenschaften sind Simulationen eine kaum verbreitete, eine „dunkle Kunst“ (vgl. Graham). Aber warum nutzen wir als HistorikerInnen diese Methode (fast) nicht? Warum werden Simulationsmethoden nicht nur nicht genutzt, sondern von manchen BeobachterInnen sogar als antithetisch zu den Zielen und Grundwerten der Geschichtswissenschaften gesehen (Vgl. Scheuermann 2023)? Entfremdet uns diese „dunkle Kunst“ der „digitalen Nekromantie“ (vgl. Graham 2020) von der Geschichte und ihren Akteuren? Und, um weiter in dieser ironisch zu verstehenden Metapher zu bleiben: Welche verbotenen Geheimnisse können wir dieser dunklen Kunst entlocken, ohne uns als HistorikerInnen intellektuell zu korrumpieren?

Diesen Fragen und ihren vielfältigen Implikationen für unser Arbeiten wollen wir in diesem Kurs nachgehen und Sie werden selbst die konzeptuellen und technischen Grundlagen der Methode erlernen. Dabei werden uns fundamentale Fragen unserer Wissenschaft begegnen, unter anderem, was historisches Arbeiten eigentlich bedeutet, was Zweck und Ziele historischer Forschung sind und sein können, Fragen über Aushandlungsprozesse in der Wissenschaft, unsere Position als junge WissenschaftlerInnen in ihnen und nicht zuletzt, was Grenzen und Möglichkeiten historischer Erkenntnis insgesamt sind.

Der Kurs richtet sich vor allem an fortgeschrittene Masterstudierende. Programmierkenntnisse sind kein Muss, aber für manche der praktische Übungen von Vorteil.

Literatur

Gavin, Michael. „Agent-Based Modeling and Historical Simulation“. Digital Humanities Quarterly 008, Nr. 4 (20. Dezember 2014): 195.

Jascha Merijn Schmitz: Simulation. In: AG Digital Humanities Theorie des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e. V. (Hg.): Begriffe der Digital Humanities. Ein diskursives Glossar (= Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Working Papers, 2). Wolfenbüttel 2023. 25.05.2023. Version 2.0 vom 16.05.2024. HTML / XML / PDF. DOI: 10.17175/wp_2023_011_v2

Wachter, Kenneth W., und Eugene A. Hammel. „The Genesis of Experimental History“. In The World We have Gained: Histories of Population and Social Structure. Essays Presented to Peter Laslett on his Seventieth Birthday., herausgegeben von Lloyd Bonfield, Richard M. Smith, und Keith Wrightson. Oxford: Basil Blackwell Ltd, 1986.

Scheuermann, Leif. „Über die Rolle computerbasierter Modellrechnungen und Simulationen für eine digitale Geschichte“. In Digital History. Konzepte, Methoden und Kritiken Digitaler Geschichtswissenschaft., herausgegeben von Karoline Dominika Döring, Stefan Haas, Mareike König, und Jörg Wettlaufer, 6:107–18. Studies in Digital History and Hermeneutics. Berlin ; Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2022. https://doi.org/10.1515/9783110757101-006.

Graham, Shawn. An Enchantment of Digital Archaeology: Raising the Dead with Agent-Based Models, Archaeogaming and Artificial Intelligence, New York, Oxford: Berghahn Books, 2020. https://doi.org/10.1515/9781789207873

Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, mit einem Vorwort von M. Riedel, Frankfurt am Main 2006.

Bemerkung

Ausgleichsberechtigte Studierende wenden sich zur bevorzugten Platzvergabe per E-Mail mit einem Nachweis der Ausgleichsberechtigung an die Studienkoordinationsstelle Geschichte. Ausschlussfrist für die Geltendmachung von Ausgleichsberechtigungen ist der letzte Tag der zentralen Frist, 16 Uhr. Textnachrichten in AGNES werden hingegen nicht gelesen!

Strukturbaum

Die Veranstaltung wurde 10 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden:

Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin