Gruppe 1: Neue Städte. Berlin und Cölln im Mittelalter
Berlin rechts der Spree und Cölln auf deren linken Ufer waren im Mittelalter unmittelbar benachbarte, aber rechtlich selbstständige Städte. Das Seminar verfolgt ihre Geschichte von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert und führt die Teilnehmer an diesem Beispiel in die Mittelalterliche Geschichte ein. Dabei werden auch archäologisch-naturwissenschaftliche Methoden vorgestellt. Denn diese ermöglichen wichtige neue Erkenntnisse. Dazu gehört etwa, dass die beiden Orte nicht erst kurz vor 1237/1244, den ersten urkundlich verbürgten Daten, entstanden, sondern spätestens in der Mitte des 12. Jahrhunderts.
Hinweise: 1. Mehrere Sitzungen finden als Stadtexkursionen statt. 2. Für jede Sitzung sind Texte zu lesen. Von den Teilnehmern wird erwartet, 24 Stunden vor jeder Sitzung „reflection papers“ zu diesen Texten auf Moodle einzureichen (bestehend aus Zusammenfassung, Fragen und Lektüreeindruck).
Gruppe 2: Gegner, Partner, Opfer: Das ostfränkische Reich und seine nord- und osteuropäischen Nachbarn im 10./11. Jahrhundert
Die Landstriche zwischen Ostsee, Elbe und Donau bildeten im früheren Mittelalter – aus Sicht des zentraleuropäischen ostfränkischen Reichs – eine Grenzzone Europas. Die dort lebenden Slawen waren noch nicht (vollständig) christianisiert, konnten eine militärische Bedrohung, genauso aber auch Handelspartner und Verbündete sein. Ähnliches gilt für Dänemark, wo sich in dieser Zeit allmählich eine stabile Königsherrschaft bildete.
Was bedeutete dieses komplizierte Nachbarschaftsverhältnis für Menschen auf beiden Seiten der Grenzen? Welche Rolle spielten Krieg, Handel und Religion für Kooperation und Konkurrenz zwischen Slawen, Skandinaviern und ihren mitteleuropäischen Nachbarn?
Das Seminar möchte verschiedene Ebenen dieses Verhältnisses untersuchen und darüber in den Blick bekommen, wie vielschichtig „Außenbeziehungen“ im frühen Mittelalter sein konnten. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit und die aktive Mitarbeit, die vorbereitende Lektüre von Quellen und Literatur und die Beteiligung an Gruppenaufgaben. Das Seminar wird in angeleiteten Schritten während des Semesters auf die Hausarbeit vorbereiten.
Gruppe 3: Narrative der Ferne: Zeugnisse der transkulturellen Mobilität im Mittelalter
Das Seminar bietet eine Einführung in die Globalgeschichte des Mittelalters anhand der Quellengattung der Reiseberichte. Dabei sollen ausgewählte Texte aus der christlich-lateineuropäischen und islamisch-arabischen Welt quellenkritisch untersucht und diskutiert werden. Wie beschrieben die Autoren das ihnen Fremde und Unbekannte und wie charakterisierten sie im Lichte dessen ihre eigene Identität? Was bedeutete es für einen Reisenden, ans ‚Ende seiner Welt‘ zu gehen? Wie wurde solche transkulturelle Mobilität narrativ dargestellt?
Ziel des Seminars ist ein vertieftes Verständnis für die Vielfalt und Verflochtenheit der Welt-, Selbst- und Fremdwahrnehmungen in den verschiedenen Welten des Mittelalters. Im Zuge dessen sollen zentrale Methoden des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens eingeübt werden.
Alle Quellen werden in Übersetzung gelesen, Arabisch- oder Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich.
Gruppe 4: Juden und Christen in Mitteleuropa während des Mittelalters
Gruppe 5: Planen, prognostizieren, prophezeien: Zukünfte im Frühmittelalter
Derzeit fällt ein optimistischer Blick in die Zukunft schwerer als noch vor einigen Jahren; auch Aussagen über dieselbe scheinen schwieriger zu werden. Im Seminar diskutieren wir vor diesem Hintergrund, wie im Mittelalter auf die Zukunft geschaut wurde, welche Techniken es gab, um Aussagen über Künftiges zu treffen und wie dies genau geschah.
Ziel des Seminars ist es, aus unterschiedlichen Quellen (Historiographie, Urkunden, Hagiographie, Visionen, Plänen usw.) ein buntes Panorama frühmittelalterlicher Zukünfte zu erarbeiten: Keine der avisierten Zukünfte war alternativlos. Wir werden daher auch diskutieren, wie und warum die Menschen im Frühmittelalter meinten, Zukunft gestalten und planen zu können.
Semesterbegleitend werden in schreibpraktischen Übungen Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft. Die Abgabe von schreibpraktischen und lektürebegleitenden Aufgaben ist die Voraussetzung dafür, am Ende des Semesters eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme zu erhalten.
Gruppe 6: Religiöse Orden im Mittelalter
Religiöse Orden prägten das mittelalterliche Europa in vielfacher Hinsicht: Sie waren nicht nur Zentren des Glaubens, sondern auch Orte der Bildung, der Innovation, sozialer Veränderungen und kultureller Überlieferung. Im Rahmen des Proseminars setzen wir uns intensiv mit der Geschichte religiöser Orden im Mittelalter auseinander und untersuchen dabei deren Entstehung, Funktionen und Entwicklungen bis in die frühe Neuzeit.
Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit relevanten Quellen. Wir lernen deren Vielfalt kennen – von Regelwerken und Chroniken über Urkunden bis hin zu materiellen Zeugnissen – und setzen uns kritisch mit unterschiedlichen Arten der Überlieferung auseinander. Dabei üben wir das historische Arbeiten, indem wir Quellen suchen und analysieren, methodisch hinterfragen und gezielt wissenschaftliche Fragestellungen entwickeln. Die Teilnehmenden lernen dabei nicht nur die zentralen Arbeitsmittel und Methoden der Forschung zur mittelalterlichen Geschichte kennen, sondern erhalten zugleich einen umfassenden Einblick in die Geschichte des mittelalterlichen Europas.
Gruppe 7: Philantropie im lateineuropäischen Mittelalter
Gruppe 8: Häresie im Spätmittelalter - zum Typus des Ketzers in Geschichte und Gegenwart
Kaum ein Wort ruft „das Mittelalter“ so lebendig hervor wie „Ketzer“. Gleich dem Ritter, Bauern oder Papst gehört der Ketzer untrennbar zum Inventar moderner Vorstellungen dieser Epoche. Zugleich führt er ein lebendiges Eigenleben als meist politische Figur und prominente Projektionsfläche der Gegenwart. In jüngster Zeit treibt der Begriff beispielsweise frische Blüten in (rechts-)konservativen und libertären Kreisen und diente in der Vergangenheit als Selbst- und Fremdbezeichnung für Oppositionelle und Dissidenten aller Art. Das Proseminar beschäftigt sich mit häretischen Bewegungen und erarbeitet sich einen Zugang zur mittelalterlichen Heterodoxie: Welche häretischen Bewegungen gab es? Wodurch waren sie charakterisiert? Hat es sie wirklich gegeben oder waren Häresien nur eine Erfindung der römischen Kirche? Was macht jemanden zum Häretiker? Wie funktionierte die mittelalterliche Inquisition? Möglich ist eine versuchte Beantwortung dieser Fragen nur in kritischer Auseinandersetzung mit den mittelalterlichen Quellen. Ziel des Proseminars ist das Kennenlernen des mediävistischen Werkzeugkastens und das Ausloten der Erkenntnisgrenzen geschichtswissenschaftlichen Arbeitens.
Gruppe 9: Zwischen Himmel und Erde. Biographien heiliger Frauen im 13. Jahrhundert
Was machte eine mittelalterliche Frau in der lateinisch-christlichen Welt zu einer Heiligen? Welche ihrer Eigenschaften und Handlungen galten als Ausdruck besonderer Nähe zu Gott? In welche unterschiedlichen sozialen Kontexte waren heilige Frauen zu Lebzeiten eingebunden? Über potenzielle Antworten auf diese Fragen werden wir gemeinsam nachdenken und diskutieren – und zwar auf Basis der exemplarischen Lektüre von Lebensbeschreibungen (Viten) weiblicher Heiliger mit einem Fokus auf das 13. Jahrhundert. Gerade diese Heiligenviten lassen sich nicht nur auf theologiegeschichtliche Aspekte hin analysieren, sondern vermitteln auch eine spezifische Form der Frömmigkeit.
Das Proseminar führt in die geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Hagiographie ein – einer für das Mittelalter prominenten und hervorragend erschlossenen Quellengattung, in der mit Hilfe charakteristischer narrativer Strategien vom Leben und Wirken heiliger Menschen berichtet wird. Ziel ist es, fachspezifische Methoden einzuüben und dabei unterschiedliche Dimensionen weiblicher Heiligkeit kennenzulernen sowie die Pluralität von mittelalterlichen Heiligen,typenʻ zu beleuchten. Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich, die Bereitschaft zur Lektüre von Quellen und Forschungsliteratur – z. T. auch in englischer Sprache – wird vorausgesetzt.
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