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Die Öffentlichkeit von Religion (und Kirche) ist den einen eine Verfassungsvoraussetzung und damit Basis für einen staatlich-gesellschaftlichen Konsens und den anderen ein Graus. Der intermediäre Bereich zwischen Staat und Gesellschaft generiert Aufmerksamkeit. Dieser Raum des Öffentlichen – einerseits nicht-staatlich, andererseits aber auch nicht rein privat – ist durch Spannungen geprägt. Das Öffentliche ist dabei keine Frage, die die Interaktion allein von Staat, Kirche und Gesellschaft prägt, sondern eine vergleichbare Konstellation lässt sich auch innerkirchlich feststellen, ohne dass hierbei voreilige Staatsanalogien (in welcher Form und welchem Umfang auch immer) geschlossen werden sollten. Der Sinn des Seminars soll es sein, anhand konkreter, praktischer Konstellationen das Problemfeld zu erschließen und zu analysieren. Themenkreise sollen dabei sein:
- Öffentliche Religionsausübung: religiöse Gebäude, religiöse Immissionen (Muezzin-Ruf, Glockengebrauch) sowie andere Formen öffentlich wahrnehmbarer Handlungsmodi.
- Religion in der (staatlichen) Schule: religiöse Symbole im Schulalltag (z.B. Kreuz/Kruzifix im Klassenzimmer/Schulgebäude; Kopftuch), eine historische Reminiszenz: Schulgebet; religiöse Unterrichtsformate und der staatliche Bildungsauftrag (Religionsunterricht, Weltanschauungsunterricht).
- Religion in der Hochschule: Verhaltensreglements zu religiösen Symbolen, Räume der Stille, religionsbezogene Studienangebote an staatlichen Universitäten.
Das Öffentliche, die Öffentlichkeit als kirchliches, innerkirchliches Problem:
- Stellung der Frau im Kirchenrecht – „kirchliche Ämter“ und Frauen (nicht nur die Frage der Weihe betreffend).
- Kirchliche Organisationsverantwortung und Organisationsversagen im Spannungsfeld von „Recht und Moral“ (am Beispiel des Bereichs sexueller/spiritueller Missbrauch, sexualisierte Gewalt, staatliche und/oder kirchliche Strafverfolgung, Amtshaftung der Kirche)
- Braucht es so etwas wie ein „kircheneigenes Arbeitsrecht“? Tendenzen und Entwicklungsschübe der letzten fünf Jahre.
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