Als Königsdisziplin der Erforschung der Musik anderer „Völker“ galt lange die Transkription. Andere stellten die These in den Raum, dass es sich bei der Transkription mittlerweile lediglich um ein „disziplinäres Ritual“ der Musikethnologie handeln könnte (Jason Stanyek 2014). Die Hauptwerkzeuge, zunächst Ohren, Papier und Stift, erlaubten es Forschenden, musikalische Formen, die ihnen begegneten, einzufangen und niederzuschreiben. Von Johann Heinrich Scheiblers Stimmgabelset in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, über Charles Seegers Überlegungen zu automatisierten Melographen-Modellen in den 1950/60er Jahren, zu Paul Boersmas und David Weeninks aktueller Software Praat: Die Techniken der Transkription entwickelten sich mit den technologischen Möglichkeiten der Schallmessung- und Aufnahme sowie erweiterten Notationsformen. Als eine der „wenigen diagnostischen Techniken“ in der Musikethnologie (Nettl 2005) kehrt die fachgeschichtliche Betrachtung von Transkription Fragen zu den empirischen Fundamenten sowie Möglichkeiten und Grenzen der objektiven Darstellbarkeit hervor.
Klausur 12.2.2025
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