Der Aneignung von Shakespeares und Cervantes’ weltliterarischen Figuren Hamlet und Don Quijote kam in der russischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine zentrale Stellung zu. Der dänische Prinz und der Ritter von der traurigen Gestalt inspirierten verwandte literarische Figuren und wurden - ausgelöst von Iwan Turgenews Gegenüberstellung der zwei Archetypen in seiner Rede "Hamlet und Don Quijote" (1860) – zu Denkfiguren für die Aushandlung kultursoziologischer Widersprüche und soziopolitischer Fragen sowie zu Projektionsflächen für das russische Selbstbild und die nationale Bestimmung. Während der russische Hamletismus mit dem in der russischen Literatur zentralen Topos des “überflüssigen Menschen” verbunden wurde, entwickelte sich der ursprünglich ambivalent rezipierte Don Quijote zum Sinnbild des Utopismus und der sozialen Umwälzung. Das Seminar untersucht die literarische Rezeption und Transformation der zwei Heldentypen anhand ausgewählter Literaturwerke und literaturkritischer Texte. Die Kenntnis der Originaltexte wird vorausgesetzt.
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