Die Geschichte Mitteleuropas, schreibt der tschechische Schriftsteller und „Eisenbahnmensch“ Jaroslav Rudiš in Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen (2021), lässt sich ohne die Eisenbahn nicht erzählen. Aus dem Nebel der (mittel)europäischen Geschichte würden immer wieder Züge – mit Soldaten, Verfolgten und Vertriebenen, Reisenden – auftauchen; sie spiele sich auf Bahnhöfen, in Bahnhofkneipen und Wartesälen, in Zugabteilen und Speisewagen ab. Im Seminar werden wir dieser Verflechtung zwischen Geschichte, Raum und Mobilität nachspüren und an ausgewählten Beispielen aus den Literaturen Ostmitteleuropas (J. Andruchowytsch, J. Hašek, B. Hrabal, D. Kiš, J. Rudiš, A. Stasiuk, O. Tokarczuk, J. Wittlin, S. Zhadan) Poetiken der Eisenbahnreise erforschen. Die analytischen Lektüren werden sich dabei auf Ansätze der Raumtheorie („Nicht-Ort“, Transitraum, Heterotopie) und der Transkulturalität stützen; auch gattungspoetische Aspekte der Reiseliteratur werden in die Seminardiskussionen mit einfließen. Die zu diskutierenden Textauszüge liegen auch übersetzt vor und werden in moodle zur Verfügung gestellt.
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