Die Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR ist in den letzten Jahren auf vielfältiges Interesse gestoßen. Im Rahmen des Seminars wollen wir uns dem Thema insbesondere aus der Perspektive von prominenten wie weniger bekannten jüdischen RückkehrerInnen annähern. Gerade nach der Katastrophe des Holocaust wirft die Betrachtung der verschiedenen Lebenswege ostdeutscher Jüdinnen und Juden schließlich zahlreiche Fragen auf: Was hat sie nach der Katastrophe des Holocaust zur Rückkehr in die DDR bewogen? Welche Hoffnungen und Erwartungen waren mit dem neuen Gemeinwesen verbunden? Und in welchem Maße entsprach die Rückkehr zugleich der Einwanderung in eine sozialistische Utopie, die als Reaktion auf die Gräuel der Vergangenheit Zukunft und Halt versprach? Mit der Frage nach den Hoffnungen und Erwartungen verbindet sich zugleich jene nach Enttäuschungen: Wie wurde der subkutane und gelegentlich offene Antisemitismus innerhalb der DDR erlebt und gedeutet; wie wurde das Ausweichen der DDR vor einer expliziten Thematisierung und Verantwortungsübernahme für den Holocaust wahrgenommen? Ausgehend von autobiographischen Erinnerungstexten und von wissenschaftlicher Sekundärliteratur wollen wir uns diesen Themenkomplex im Laufe des Seminars erarbeiten.
Karin Hartewig, Zurückgekehrt. Die Geschichte der jüdischen Kommunisten in der DDR, Köln-Weimar-Wien 2000.Anetta Kahane und Martin Jander (Hrsg.): Juden in der DDR, Berlin 2021.
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