Indem sie die Eigenlogik kapitalistischer Verhältnisse und der ihr inhärenten Geschlechterhierarchie erkennen, anstatt Letztere zu naturalisieren oder ihren Ursprung auf bloßes individuelles Handeln im Sinne eines „falschen Bewusstseins“ zu reduzieren, haben materialistisch-feministische Theorien das Verständnis davon erweitert, dass die materiellen Grundlagen von Geschlechterverhältnissen in deren Analyse notwendigerweise einzubeziehen sind. Dabei haben sie einer Hinwendung zu sozialen und ökonomischen Fragestellungen Begriffe wie Care- und Reproduktionsarbeit systematisiert. Neuere literarische Publikationen rücken diese Thematik verstärkt ins Blickfeld, indem sie etwa die Organisation von Sorgearbeit sowohl innerhalb familiärer als auch gesellschaftlicher Strukturen thematisieren. Der Blick auf diese literarischen Annäherungsversuche offenbart, dass der Begriff „Care“ ein komplexes und heterogenes Phänomen ist, dem sich zu stellen die Bereitschaft „zu mehr Arbeit als bisher“ erfordert, wie die Literaturwissenschaftlerin Catherine Belsey schon im Jahr 1990 bemerkt. Warum also diese Anstrengung unternehmen? Was kann die materialistisch-feministische Analyse solcher Erzähltexte Neues oder Anderes in den gesellschaftlichen Diskurs um Arbeit, Ausbeutung, Macht und Geschlecht einspeisen?Diesen Fragen will dieses Seminar nachgehen, indem es in einem ersten Schritt die Genealogie materialistischfeministischer Theorien zu rekonstruieren und im Weiteren deren Potentiale für die literaturwissenschaftliche Analyse transparent zu machen versucht.
Hausarbeit
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