Kommentar |
Im Seminar soll die Geschichte der theoretischen (Selbst-)Bildung in der Arbeiter*innen-Bewegung seit dem späten 19. Jahrhundert am Beispiel einer ihrer zentralen Praxisformen erkundet werden: des Kapital-Lesekreises. Einen Schwerpunkt bildet die Geschichte der oppositionellen Bewegungen seit '68. Die Geschichte der Praxisform des Kapital-Lesekreises hängt eng mit der Geschichte der Marx-Philologie zusammen. Das soll am Beispiel der Entdeckungs- und Publikationsgeschichte der "Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie" und der "Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses" erläutert werden. Letzterer Text - eine von Marx selbst verfasste, gut verständliche, dann aber (leider) nicht in die Druckfassung aufgenommene Zusammenfassung des ersten Abschnitts des "Kapital" - wurde 1969 erstmals gesondert publiziert und spielte sofort eine wichtige Rolle in der theoretischen Selbstverständigung der Neue Linken nach '68. Gerade dieser zunächst obskur anmutende Text enthält mit den Abschnitten über "formelle und reelle Subsumtion" und über "produktive und unproduktive Arbeit" einige der wichtigsten Einsichten Marx', die noch immer beim Verständnis des neuen und neuesten Kapitalismus helfen. Kern des Seminars ist ein kollektives Selbstexperiment: Wir werden selbst einen Lesekreis bilden, um diesen gut einhundertseitigen Text gemeinsam zu studieren und zu diskutieren. |
Literatur |
Textgrundlage ist die Neuauflage der "Resultate" aus dem Diez-Verlag 2009. Kenntnisse der Marx'schen Theorie schaden nicht, werden aber auch nicht vorausgesetzt. Allerdings vorausgesetzt wird bei den Fortgeschrittenen die Bereitschaft, schon vorhandenes Wissen erneut zur Disposition zu stellen und zu prüfen. |