Das Schicksal des Bildes, das Schicksal des Windes
Des Menschen, das Schicksal eines Atemzuges,
Eines Gefühls, einer Sache – das ist dort, wohin der Wind geht.
Es ist ein schwerwiegender Akt,
Den Menschen in Bewegung zu zeigen,
Und man darf sich dabei nicht irren.
Djibril Diop Mambéty, 1991 in der Revue Noire
Wie kommt die Bewegung ins Bild bzw. wie wurde sie herausgehalten oder gar angehalten? Was ist der Unterschied zwischen sich bewegen und es bewegen? Wohin verschwinden Intervalle? Wie interagieren Repräsentationen und Destabilisierungen? Wie lässt sich Bewegung darstellen oder aus einem Bild herauslesen? Inwiefern verbindet sich exzessive Bewegung mit vergeschlechtlichter und rassisierter Kategorisierung?
In diesem Seminar widmen wir uns philosophischen und kulturtheoretischen Konzeptionen von Bewegung und verknüpfen sie mit Fragen filmischer Ästhetik. Die Fülle der Bewegungen ist immer überbordend, die zweifache Bedeutung des Verbs „bewegen“ jedoch signifikant: Was bewegt, affiziert und drängt zu Aktionen und Transformationen. Diese sind wiederum entscheidend für physische und soziale Bewegungen als un/disziplinierte und un/kontrollierte Routinen oder Gesten im Verhältnis zu stasis oder Staat.
Uns interessieren vor allem Bewegungsformen der modernen Cineastik, etwa wie mit dem Blitz und der Elektrik die Technik ins Bild einbricht oder im Kino der Wind für die Kontingenz der Bewegung zu stehen kam. Es interessieren aber auch ganz aktuelle Operationen am und mit dem Bewegtbild, denen vorgehalten wird, sie hätten ihm seine Bildhaftigkeit längst ausgetrieben.
Wir wollen Lektüreverbindungen herstellen von Lukrez über H. Bergson, G. Deleuze, J. Epstein, T. Nail, B. Waldenfels bis B. Massumi sowie P. Virilio, L. Mulvey, H. Kotef, J. Parikka und hin zu L. Marks. Und wir rahmen das Seminar mit zwei Filmen von Joris Ivens: Zum einen „Der Mistral“ von 1966 (33’) und zum zweiten „Eine Geschichte über den Wind“ von 1988 (77’). |