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„Did Music Cause the End of the World?” – Musik im Spannungsverhältnis von Extraktivismus und Nachhaltigkeit - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53451
Semester WiSe 2024/25 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist Es findet keine Online-Belegung über AGNES statt!
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 10:00 bis 12:00 wöch 401 (Seminarraum)
Stockwerk: 3. OG


Kupfer5 Institutsgebäude - Am Kupfergraben 5 (AKU 5)

  findet statt     1000
Gruppe 1:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Klauke, Christopher
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Bachelor of Arts  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Bachelor of Science  Musikwissenschaft Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2024 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Kürzlich warf der amerikanische Musikwissenschaftler Martin Daughtry in seinem Essay die zentrale Frage auf, ob Musik das Ende der Welt verursacht hätte, ihr also eine Mitschuld an der Zerstörung der Umwelt – und damit am Klimawandel – zugesprochen werden könnte. Im Seminar gehen wir dieser provokativen Frage nach, indem wir anhand konkreter Fallbeispiele die zentralen Forschungsfragen und Perspektiven einer politischen Ökologie der Musik beleuchten, davon angeregt jedoch auch interventionistische Möglichkeiten für einen nachhaltigen Umgang mit Musik imaginieren. Wie lässt sich Musik als ökologisches Phänomen verstehen, beschreiben und analysieren? Inwiefern war und ist sie in die Struktur und Dynamik politischer Ökologien eingebunden? Wie werden sozio-ökologische Konflikte an und durch Musik ausgetragen? Wie werden solche Konflikte im Medium der Musik selbst reflektiert?

Aktuelle Forschungsarbeiten an der Schnittstelle von Musik, Medien und Ökologie haben etwa gezeigt, dass die Rohstoffe, die für Tonträger wie Schellack oder Vinyl Platten, Kassetten und CDs verwendet wurden, häufig unter kolonialpolitischen Bedingungen in Regionen des Globalen Südens abgebaut wurden, was teilweise zu gravierenden ökologischen Problemen vor Ort führte. Musikhören ist demnach an die Extraktion spezifischer Rohstoffe und Arbeitskräfte gebunden.

Daneben haben Musikethnolog*innen die Folgen einer extraktiven Umweltpolitik und des Klimawandels auf lokale Musikkulturen untersucht. Durch die Abholzung der Mapou-Bäume auf Haiti ist etwa aktuell die Herstellung der Tanbou-Trommeln gefährdet, die innerhalb der Voudou Kultur essentiell für die Kommunikation mit religiösen Kräften sind. Extraktive Umweltpolitiken bedrohen hier nicht nur das musikkulturelle Erbe, sondern gleich den gesamten animistischen Kosmos.  

Schließlich sind aus dem jüngst entstandene Forschungsfeld der Ökomusikologie Studien hervorgegangen, die aus einer angewandten Forschungsabsicht – etwa durch Kooperationen zwischen Musikwissenschaftler*innen, NGOs und lokalen Akteuren – für einen nachhaltigen Umgang mit Musik eintreten. Gleichzeitig wurden in der Musikindustrie grüne Initiativen wie die Music Sustainability Alliance gegründet, die sich zum Ziel setzten, nachhaltige Maßnahmen in die bestehenden ökonomischen Strukturen zu implementieren.

Durch die Auseinandersetzung mit solcherlei Fallstudien, bietet das Seminar einerseits eine Einführung in Perspektiven einer politischen Ökologie der Musik, andererseits einen Einblick in aktuellste Fragestellungen der Musikethnologie und global orientierten Musikforschung. Das übergeordnete Ziel des Seminars ist es, gemeinsam eine Perspektive auf Musik zu entwickeln und einzuüben, die es uns ermöglicht zu verstehen, inwiefern Musik das Ende der Welt herbeigeführt hat und wie wir – nicht zuletzt in unserer Rolle als Musikforscher*innen – hier noch intervenieren könnten.

Die Seminarsprache ist Deutsch. Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Forschungsliteratur auch in englischer Sprache wird jedoch vorausgesetzt.

Literatur

Daughtry, Martin: “Did Music Cause the End of the World?”, in: Sound, Music and Violence (Special Issue of Transposition. Musique et Sciences Sociales 2 (eds. Luis Velasco-Pufleau), 2020. doi: https://doi.org/10.4000/transposition.5192

 

de Siqueira, Maria Fantinato Géo: “’We Are Losing Our Encantados because We Can’t Hear Them Anymore.’ Silence, Extractivism, and Politics of Listening in/to the Brazilian Amazon”, in: Audibilities of Colonialism and Extractivism (Special Issue of the world of music (new series) 10 (2); eds. Emily Hansell Clark), 2021, pp. 21–50. https://www.jstor.org/stable/27095337

 

Devine, Kyle: Decomposed: The Political Ecology of Music, Cambridge 2019

 

McMurray, Peter/Mukhopadhyay, Priyasha (eds.): Acoustics of Empire: Sound, Media, and Power in the Long Nineteenth Century, Oxford 2024

 

Rebecca Dirksen; “Haiti’s Drums and Trees: Facing Loss of the Sacred”, Ethnomusicology 63 (1), 2019, pp. 43–77. doi: https://doi.org/10.5406/ethnomusicology.63.1.0043

 

Rehding, Alexander: “Brauchen wir eine Ökomusikwissenschaft?“ in: Archiv für Musikwissenschaft 69 (3), 2012, pp. 187–195.

 

Schippers, Huib/Catherine, Grant (eds.): Sustainable Futures for Music Cultures: An Ecological Perspective, New York 2016

 

Sparling, Heather: Disaster Songs as Intangible Memorials in Atlantic Canada, London 2023

 

Titon, Jeff Todd: “Sustainability, Resilience, and Adaptive Management for Applied Ethnomusicology”, in: The Oxford Handbook of Applied Ethnomusicology (eds. Savanibor Pettan and Jeff Todd Titon), Oxford 2015

 

Williams, Gavin: “Shellac as Musical Plastic”, in: Journal of the American Musicological Society  74 (3),  2021, pp. 463–500. doi: https://doi.org/10.1525/jams.2021.74.3.463

Prüfung

mündliche Prüfung (am 20.02.2025) oder Hausarbeit

Strukturbaum

Die Veranstaltung wurde 4 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden:

Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin