Kommentar |
Dieses Seminar untersucht ethnische, religiöse und soziale „Minderheiten" im Zarenreich vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dabei stehen einerseits staatliche Politik und Gesetzgebung im Mittelpunkt. Andererseits geht es um den Kampf gesellschaftlicher Akteure um Emanzipation und „Gerechtigkeit" in einem russisch dominierten, autokratischen System. Die Erfahrungen von Mehrheit und Minderheit konnten sich dabei im Laufe der Zeit verschieben und überlagern, und sie waren auch von Ort zu Ort spezifisch. Manche Minderheiten waren privilegiert, manche Mehrheiten waren entrechtet. Unter Berücksichtigung von zeitlichem Wandel und räumlicher Vielfalt wird sich das Seminar daher zentral mit dem Verhältnis einzelner Gruppen zu politischer Macht und Herrschaft befassen. Letztlich geht es auch um die Frage, welchen analytischen Wert die Anwendung des Konzepts der „Minderheit" für die Erforschung der Geschichte des Zarenreiches und seiner Nachfolgestaaten hat.
Zur Erforschung des Themenkomplexes wird eine Vielzahl von visuellen und gedruckten Quellen zu Rate gezogen, von Dekreten, Reden und Protokollen über Gerichtsakten und Memoiren bis hin zu Belletristik, Foto- und sonstigem Bildmaterial. |