Kommentar |
„Kulturelle Vielfalt“ ist ein viel diskutiertes Kennzeichen von Einwanderungsstädten - gemeint ist damit aber allzu oft nur eine Vielfalt der nationalen, der ethnischen Herkünfte und eine entsprechend sortierte Pluralität von ethnischen „Minderheiten“ gegenüber einer nationalen „Mehrheitsgesellschaft“. Kritik an diesem statischen Bild einer auf den nationalstaatlichen Rahmen begrenzten, ethnisch sortierten Vielfalt haben vor allem ethnographische Studien - mit Blick auf transnationale Reichweiten ethnischer „Minderheiten“ und mit Blick auf die innere Differenzierung solcher scheinbar homogenen „Communities“ - formuliert. Diese Kritik führt zu neuen Einblicken in die kulturellen und sozialen Dynamiken spätmoderner Einwanderungsmetropolen, sie wirft aber auch die Frage nach Konzepten jenseits der monoethnischen, monokulturellen „Gemeinschaft“ auf. Im Mittelpunkt des Seminars werden Studien und Ansätze stehen, die die Perspektive - und die Wirklichkeit - „kosmopolitischer“, d.h. innere ethnische wie äußere nationalstaatliche Grenzen in Frage stellender, Alltagswelten in der Stadt anvisieren. Den Diskussionsrahmen bilden theoretische Positionen aus der anthropologischen und der weiteren sozialwissenschaftliche Diskussion zu einem neuen Kosmopolitismus-Begriff und zum Konzept der Kosmopolitisierung des Lokalen. Hinzu kommen Erkundungen vor Ort in Berlin auf der Suche nach „kosmopolitisierten“ Alltagswelten. |
Literatur |
Baumann, Gerd: Contesting Culture. Discourses of identity in multi-ethnic London. Cambridge u.a.: Cambridge University Press 1996, 1-36 Vertovec, Steven & Robin Cohen: Introduction: Conceiving Cosmopolitanism. In: Dies. (Hg.), Conceiving Cosmopolitanism. Theorey, Context, and Practice. Oxford: Oxford University Press 2002, 1-22 |