beginnt in der 2. Woche
„Eine Annäherung an Lol gibt es nicht. Man kann sich ihr weder nähern noch sich von ihr entfernen. Man muß darauf warten, daß sie einen aufsucht, daß sie will. Und sie will, das verstehe ich ganz eindeutig, daß ich ihr begegne, sie will von mir in einem ganz bestimmten Raum gesehen werden, den sie in diesem Augenblick vorbereitet."
Marguerite Duras: Die Verzückung der Lol V. Stein, Frankfurt am Main: Suhrkamp (Quarto) 2008, p. 1007.
Marguerite Duras (1914-1996) ist eine der wichtigsten Denkerinnen des Nouveau Roman: Sie bricht mit der Tradition des klassischen Romans Balzacs, indem sie das erzählende wie das erzählte Ich fragmentiert, zersetzt und schließlich seine Stimme gänzlich von den Figuren ablöst. Sie ersetzt Tiefenstrukturen durch Oberflächenstrukturen und Netze von Wahrnehmungen, in denen körperlose Stimmen nomadisierend durch Räume schweben.
Das Seminar ist, von der französischen Literaturwissenschaft ausgehend, transmedial und transdisziplinär angelegt: unter anderem werden wir anhand ausgewählter Filme Duras' ein Grundwissen der feministischen Filmtheorie und Intermedialität erarbeiten, Fragen des female gaze und der weiblichen Subjektivität thematisieren sowie uns kolonialkritisch mit der Stimme in den Texten und Filmen von Marguerite Duras beschäftigen: Wie lässt sich ein Trauma erzählen? Wie lässt sich Trauer literarisch und filmisch verarbeiten? Welche Begehrensstrukturen zeigen sich durch das träumend-erinnernd-vergessende Ich und seine Erzählstimme?
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zu Lektüre und gemeinsamen Filmerlebnissen und Diskussion. Lesefähigkeiten im Französischen sind wünschenswert, grundsätzlich soll das Seminar aber allen Interessierten offenstehen – Lösungen lassen sich immer finden.
Die Veranstaltung wurde 3 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2024/25 gefunden: