Kommentar |
Ernst Gombrich gehört zu den großen Klassikern der Kunstwissenschaft des 20. Jahrhunderts. Was seine erfolgreiche "Story of Art" - noch heute findet man sie in fast jeder Museumsbuchhandlung - als Sachbuch in einer historischen Erzählung beabsichtigte, sollte die bald darauf erschienene Monographie "Art and Illusion" auf kunsttheoretischem Gebiet verfolgen. Nichts Geringerem widmet sich diese zum Buch erweiterte Vortragsreihe als der Frage danach, was überhaupt unter der Naturtreue einer bildlichen Darstellung zu verstehen sei und weshalb verschiedene Epochen und Regionen zu gänzlich unterschiedlichen bildlichen Auffassungen der Dinge gelangen. Anders als die großen Theoretiker des Stils vor ihm, fasst Gombrich darunter weder ein abstraktes 'Kunstwollen' noch eine Abfolge von Sehweisen. Stattdessen greift er auf aktuelle psychologische Forschungen seiner Zeit und auf die Arbeiten des Wissenschaftstheoretikers Karl Popper zurück, die er mit einer umfangreichen Auswahl an Bildwerken aus der gesamten Geschichte der Kunst, aber auch mit ganz alltäglichen Bildern in Dialog bringt. Das Ergebnis ist ein ebenso instruktives wie unterhaltsames Buch, das entschieden die Idee eines 'unschuldigen Auges' verwirft und für einen Stilbegriff plädiert, in dem Schema und Wahrnehmung stets als Hypothese und Korrektiv in Austausch stehen.
In diesem Lektüreseminar lesen und diskutieren wir gemeinsam Ernst Gombrichs "Art and Illusion", verorten das Werk fachgeschichtlich und befragen Gombrichs falsifikationistisches Modell der künstlerischen Produktion auf seine Aktualität. |
Bemerkung |
Das Seminar findet in der zweiten Hälfte des Semesters, ab Donnerstag, 13.06.2024, wöchentlich, 16-20 Uhr, in Raum 3.16 statt.
Vorbesprechung zum Seminar: Donnerstag, 18.04.2024, 18-20 Uhr, Raum 3.16. |