Das angebotene CO ist für all diejenigen gedacht, die ihre MA-Arbeiten und sonstigen Projekte im Kontext des Moduls 'Methodologie und Literaturtheorie' vorstellen möchten. Wenn es sich anbietet, werden wir unsere Diskussionen in eine historische Perspektive stellen. Sie fasst die allmähliche Verschränkung von Poetik und Praxis, von práttein und poieîn ins Auge: die Konvergenz zweier Gebiete also, die in der aristotelischen Tradition kategorisch voneinander getrennt werden, da Handeln und Hervorbringen einander nicht umfassen (Eth. Nic. 1140a5). Im Kontext der höfischen Kultur und verstärkt durch die einsetzende Urbanisierung orientieren sich literarische Produktion und Selbstverständnis der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Poeten aber zunehmend an der artes mechanicae: weg von den freien Künsten und ihrer abstrakten Sprachtheorie, hin zu den durch Praxis vermittelten und ihr dienenden Künsten. Dadurch wird Dichtung zum Speicher und Spiegel praktischen Wissens sowie zum Schauplatz interagierender Künste, ihrer Verfahren und Leistungen, Formen und Formate. Dass die Dichter ihr Tun ausdrücklich auf handwerkliche Fertigkeiten zurückführen (nicht zuletzt auf die neuen Techniken, die wie Heraldik, Glasmalerei, später: Druckkunst keine antike Entsprechung haben) und es auf deren non-verbale Operationen hin öffnen, bedeutet daher eine eklatante Verschiebung des Selbstverständnisses einer sich allmählich ausformenden genuin volkssprachlichen Poetik. Sie bringt neue ästhetische Kriterien und Ansprüche hervor; sie schafft – früher als gemeinhin angenommen – die Grundlage für das emphatische Selbstverständnis, mit dem die modernen Avantgarden auftreten. In der Fluchtlinie jener langwährenden Tendenz sollte es möglich sein, eine Vielzahl diverser Projekte zu erproben.Bitte melden Sie sich zu dieser Veranstaltung bis zum Semesterbeginn persönlich an unter: malina.appeldorn@hu-berlin.de
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