Kommentar |
Der Schrecken des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine hat die Frage von Krieg und Frieden ins Zentrum der politischen und ethischen Debatte gerückt. Schien die Aussicht auf ein Ende der Gewalt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 noch greifbar, so wurde diese hoffnungsvolle Perspektive auf eine friedlichere Welt spätestens seit dem Überfall der Ukraine mit den leidvollen Nachrichten kämpfender Soldaten, toter Zivilisten und flüchtender Menschen erschüttert. Welche Bedeutung hat diese Entwicklung für die friedensethische Debatte innerhalb von Theologie und Kirchen, insbesondere für das christliche Leitbild eines gerechten Friedens? Worin besteht ein adäquater Umgang der westlichen Welt und liberaler Demokratien mit einem solchen Angriff auf ihre leitenden Prinzipien und Werte? Was sind die Säulen eines dauerhaften und nachhaltigen Friedens? Im Blockseminar, das sich in Inhalt und Titel an Eberhard Schockenhoffs Werk zur Friedensethik anlehnt, werden wir uns ausgehend von diesen Fragen mit den Bedingungen eines gerechten Friedens auseinandersetzen. Diese friedensethisch-theologische Reflexion möchten wir an einem Ort führen, der mit Blick auf Krieg und Frieden nicht vielschichtiger sein könnte: Berlin war einerseits Ausgangspunkt menschenverachtender Gewalt durch die NS-Diktatur, Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzung im Zweiten Weltkrieg und Sinnbild einer unfriedlichen geteilten Welt. Die Stadt ist andererseits aber auch ein Symbol der Hoffnung, dass Teilung, Krieg und Gewalt am Ende nicht das letzte Wort behalten, sondern überwunden werden können. So bietet die Exkursion nach Berlin nicht nur einen geeigneten Ort für unsere gemeinsame theologische Reflexion zur Friedensethik, sondern macht das Thema durch den Besuch von Institutionen und die Besichtigung zeitgeschichtlicher Orte auch auf anschauliche Weise erlebbar. |