Kommentar |
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entflammte in der analytischen Philosophie ein reges Interesse an den Themen der Möglichkeit und Notwendigkeit, die unter Rückgriff auf das Modell der möglichen Welten diskutiert wurden. Im gleichen Zuge machten sich Philosoph*innen daran, mithilfe der neu entwickelten modalen Konzepte erkenntnistheoretische Begriffe zu analysieren. Zwei einflussreiche Theorien in diesem Zusammenhang sind zum einen die der Sensitivität, welche auf kontrafaktische Konditionale zurückgreift. Nach ihr ist eine notwendige Bedingung dafür, dass S weiß, dass p: Wenn p nicht der Fall wäre, dann würde S nicht glauben, dass p. Zum anderen die der epistemischen Sicherheit, welche auf das Konzept der einfachen Möglichkeit zurückgreift. Nach ihr ist eine notwendige Bedingung dafür, dass S weiß, dass p: S hätte sich nicht leicht darüber täuschen können, ob p der Fall ist.
Als ein Beispiel für die unterschiedlichen Implikationen dieser beiden Theorien, lassen sich skeptische Hypothesen anführen. So würde die Sensitivitäts-Theoretikerin argumentieren, dass ich nicht weiß, dass ich kein Opfer eines mich täuschenden kartesischen Dämons bin. Laut der Sicherheits-Theoretikerin weiß ich dies aber sehr wohl, denn die Existenz eines solchen Dämons ist zwar möglich, sie stellt aber keine einfache Möglichkeit dar und gefährdet nicht meine epistemische Sicherheit.
Die im Seminar zu diskutierenden Texte reichen von den 60ern und 70ern bis heute. Da es für die meisten Texte keine deutschen Übersetzungen gibt, wird die Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte vorausgesetzt. |