Kommentar |
Unser Handeln ist geprägt und geleitet von Normen. Wir halten uns alltäglich an alle möglichen Normen. Sei es, dass wir uns ein Bahnticket kaufen oder dass wir akzeptieren, dass wir im Supermarkt nicht einfach Dinge mitnehmen dürfen, ohne für sie zu bezahlen. Sei es, dass wir uns entschuldigen, wenn wir uns nicht an eine Vereinbarung gehalten haben oder aber, dass wir anderen die Türe aufhalten, die in dasselbe Gebäude gehen möchten. Da es sich hierbei um Normen handelt, die unser Handeln bestimmen, könnte man auch von praktischen im Gegensatz zu theoretischen Normen sprechen. Zu Letzteren würde etwa die Norm gehören, dass wir bei Rückfrage Gründe für eine Behauptung geben sollten, die wir aufgestellt haben. Was sind nun aber Normen und welche Arten von Normen gibt es? Wie entstehen sie, was hält sie aufrecht und wie und weshalb hören Normen manchmal auch auf zu existieren?
Mit diesen Fragen möchten wir uns in dem Seminar beschäftigen. Dies tun wir durch eine möglichst vollständige Lektüre der Gemeinschaftsmonographie Explaining Norms (2013) von Geoffrey Brennan, Lina Eriksson, Robert E. Goodin und Nicholas Southwood. Die Autor:innen unterscheiden formale (insb. rechtliche) von nicht-formalen Normen, wobei zu letzteren moralische und soziale Normen gehören. Die sozialen Normen sind der Hauptfokus der Monographie. Das sind solche Normen, die weder wesentlich rechtlich, noch wesentlich moralisch sind – in einem weiten Sinne sind dies Konventionen. Neben der für sozialen Wandel so wichtigen Frage, wie Normen entstehen und wie man sie ändert, wird es auch um „schlechte“ Normen gehen, das sind laut der Autor:innen solche Normen, die eigentlich niemandem einen Vorteil bringen. Gerade auch aus Perspektive einer kritischen Theorie sind die in dem Seminar verhandelten Themen und Positionen von großem Interesse. |