Kommentar |
Dass philosophische Probleme durch ein falsches Verständnis der Sprache entstehen, war ein populärer philosophischer Gedanke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieser findet sich auch in Gilbert Ryles Der Begriff des Geistes. Im Zentrum des Buches steht die Kritik am so genannten cartesischen Dualismus, nach welchem es zwei unabhängig voneinander existierende Substanzen – Körper und Geist – gibt. Folgt man der dualistischen These, so ergibt sich das Problem, dass erklärt werden muss, in welcher Art und Weise die beiden Substanzen miteinander in Wechselwirkung stehen. Wenn ich beispielsweise willentlich meine Hand bewege, wie verursacht mein Wille (geistiges Objekt) die Bewegung meiner Hand (physisches Objekt)?
Nach Ryle entsteht dieses Problem erst durch das folgende sprachliche Missverständnis: So wie das Wort „Hand“ auf ein physisches Objekt verweist, so muss auch das Wort „Wille“ auf ein Objekt verweisen, nur eben auf ein geistiges. Nach Ryle ist es aber eben ein sprachliches Missverständnis, zu meinen, dass sich geistige Begriffe in dieser Weise analog zu anderen Begriffen verhalten. Statt auf Objekte anderer Art zu verweisen, so Ryle, beschreiben mentale Begriffe Verhaltensweisen und implizieren die Geltung gewisser Standards.
Dass ich etwas willentlich tue, impliziert nicht, dass es ein Ding gibt (einen Willen), welcher meine Handlung verursacht. Stattdessen impliziert es, dass meine Handlung auf eine bestimmte Art und Weise beschrieben werden kann und gewissen Standards unterliegt. Beispielsweise ist im Falle von willentlichen Handlungen die Frage, welchem Zweck ich damit verfolge, sinnvoll. Handele ich nur aufgrund eines Reflexes, so ist diese Frage dagegen nicht sinnvoll.
Der Begriff des Geistes ist sowohl aus philosophiehistorischer Perspektive interessant, bietet aber auch aus zeitgenössischer Sicht noch diskussionswürde Argumente, auch wenn Ryles positiver Entwurf, der sogenannte analytische Behaviorismus, heute so nicht mehr vertreten wird. Als Textgrundlage für das Seminar kann das englischsprachige Original oder eine deutsche Übersetzung verwendet werden. |