Kommentar |
Die Tradition des „amerikanischen Pragmatismus“ begreift Gesellschaft als einen Praxiszusammenhang, in dem es um die Lösung von Problemen geht. Entgegen der Kritik der frühen Kritischen Theorie von Max Horkheimer, läuft dieser Ansatz nicht auf die instrumentelle Anpassung an die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse samt ihrem vorherrschenden Problembewusstsein hinaus. Zentral ist für den amerikanischen Pragmatismus vielmehr die Erfahrung, dass die Problemdefinition einer Gesellschaft selbst problematisch sein kann und Lern- und Handlungsblockaden verursacht. Gesellschaftliche Problemstellungen können problematisch sein, weil sie das eigentliche Problem des kooperativen Zusammenlebens verfehlen und illusorische Vorstellungen individueller Autonomie und technischer Machbarkeit befördern, die in die Krise führen. Die viel besprochene „Klimakrise“ ist hierfür exemplarisch.
Das Proseminar will in die Tradition des amerikanischen Pragmatismus durch die Lektüre seiner drei wichtigsten Gründungsfiguren einführen. Wir wollen uns zuerst Charles Sander Peirces Epistemologie anschauen, der gemäß sich die Wahrheit von Theorien und Aussagen daran bemisst, wie nützlich sie in der Bewältigung praktischer Probleme sind. Danach geht es um John Deweys Verständnis von Öffentlichkeit als gemeinsamer Ort der kooperativen Problembewältigung. Zudem werden wir das für den Pragmatismus wesentliche Problem des Zusammenlebens bzw. der Kooperation weiterverfolgen in Georg Herberts Meads Theorie der Intersubjektivität und des symbolischen Interaktionismus. Ergänzt wird die Lektüre der Klassiker des amerikanischen Pragmatismus mit einem Einblick in dessen Rezeption innerhalb der Kritischen Theorie. Dabei wird eine Entwicklung deutlich, die von einer anfänglichen Ablehnung bis hin zu einer produktiven Aneignung und Fortsetzung des amerikanischen Pragmatismus heute reicht. |