Kommentar |
Es gibt gewichtige Ungerechtigkeiten, von denen es scheint, als basieren sie nicht auf dem moralischen Versagen einzelner Personen oder Institutionen. Zu nennen wären hier etwa die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse in der Textilindustrie, die zunehmend schlechten und global ungleich verteilten Folgen des Klimawandels, die Lage von Frauen gegenüber Männern, die schlechteren Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland usw. Es handelt sich hierbei um Ungerechtigkeiten, die nicht darauf basieren, dass einzelne Handelnde absichtlich oder wissentlich in Kauf nehmend schlechte Konsequenzen herbeiführen oder dass bewusst Ungerechtigkeiten herbeiführende politische Entscheidungen getroffen werden. Vielmehr ergeben sie sich aus einem kaum überschaubaren, komplexen Zusammenspiel vieler verschiedener Einzelhandlungen, Regelungen, Maßnahmen und gesellschaftlicher Normen, die einzeln für sich genommen oftmals unproblematisch erscheinen und vor allem keinen merklichen Schaden verursachen. Solche Formen von Ungerechtigkeiten werden häufig strukturell genannt.
Im Seminar werden wir zunächst ausgehend von einigen einschlägigen philosophischen Texten den folgenden Fragen nachgehen: Was kennzeichnet strukturelle Ungerechtigkeit? Wer ist verantwortlich dafür, dass sie (a) entstanden ist, und dafür, dass sie (b) beseitigt wird? Daran anschließend werden wir im Seminar konkrete Unterrichtsvorschläge erarbeiten. Dabei soll der Blick für die themen- und schüler:innengerechte Unterrichtskonzeption, die Auswahl und Aufbereitung von Materialien sowie die richtigen Fragestellungen geschärft werden. |