Newtons Opticks aus dem Jahr 1704 stellen einen Meilenstein neuzeitlicher Experimentierkunst dar. Zum Auftakt der Vorlesung werde ich die stärksten Experimente Newtons erläutern und auf ihre Beweiskraft hin abklopfen. Seine Theorie gilt in ihren Grundzügen bis heute als korrekt.
Goethes Farbenlehre aus dem Jahr 1810 bietet (neben viel Erbaulichem) eine scharfe und scharfsinnige Attacke auf Newtons Theorie. Goethes Widerspruch gegen Newton ist besser als ihr Ruf. Der Dichter aus Weimar war kein Phantast, sondern ein gewiefter Experimentator mit grandioser mathematischer Intuition. Ihm gelangen präzis reproduzierbare, überraschende Experimente, und diese Experimente sind geeignet, Newtons Beweise der herkömmlichen Theorie nachhaltig zu erschüttern. Wie Goethe zeigen kann, gibt es mindestens eine Theorie, die genauso gut mit allen optischen Experimenten klarkommt wie Newtons. Ich werde Newtons und Goethes beste Experimente im Detail analysieren, die Wissenschaftsphilosophie beider Autoren miteinander vergleichen und mit einer Reihe von Vorurteilen gegen Goethe aufräumen.
Wer die in der Vorlesung beschriebenen Experimente aktiv kennenlernen möchte statt nur aus den von mir bereitgestellten Dokumentationen, dem wird empfohlen, sich ein kleines Plexiglas- oder Glasprisma zu besorgen (dessen Grundfläche idealerweise ein gleichseitiges Dreieck mit Winkeln zu 60 Grad bildet und das höchstens 10 Euro kosten muss).
Anmerkung. Der Besuch der Vorlesung findet vollständig online statt und ist (im Sinne einer Ausnahme vom empfohlenen Präsenzstudium) für all diejenigen gedacht, die aus gesundheitlichen, familiären und sonstigen Gründen Schwierigkeiten haben, persönlich zur Humboldt-Universität zu kommen. Das jeweils neue Unterrichtsmaterial von ca. 90 Minuten wird jeden Montagabend für die Dauer einer Woche im Intranet der HU bereitgestellt. Den Zugang dafür liefern wir über den Moodle-Kurs, der bis zum 22.4.2024 ohne Passwort zugänglich sein wird und in dem sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer registrieren müssen. Die Vorlesung eignet sich für Hörer und Hörerinnen aller Fakultäten.
Für diejenigen Studierenden, die keinen Internetzugang haben und den Kurs von der Universität aus verfolgen wollen, stellen wir montags von 18.15 an einen Raum mit Internetzugang und Livestream bereit. |