Kommentar |
Die ostindonesische Inselgruppe Maluku, die sogenannten „Molukken“ oder „Gewürzinseln“, stellt ein beeindruckendes Repertoire für transregionale Forschung bereit. Durch den europäischen Wettlauf um den direkten Zugang zu Nelken im 16. Jahrhundert, was der Entstehung der Idee von Kolonialismus Vorschub leistete, verdichten sich in Maluku wirtschaftliche und politische Weltgeschichte. Die Auswirkungen sind bis heute deutlich nachzeichbar und spiegeln sich in hybriden kulturellen Phänomenen und transregionalen Identitätsformationen wider. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der schicksalhaften Geschichte Malukus und arbeiten chronologisch heraus, wie welche transregionalen politischen, kulturellen und identitären Aspekte auseinander hervorgegangen sind.
Die Seminarteilnehmenden erlangen anhand des Beispiels Maluku einen Einblick in die transregionale Forschung, insbesondere die Exil- und Diasporaforschung und können die behandelten Themen selbstständig vertiefen.
Einige Themen, die wir näher in den Blick nehmen werden sind: Kolonialgeschichte; die süd-molukkische Diaspora in den Niederlanden und ihre soziale und ethnische Diskriminierung sowie deren Auswirkungen; die bis heute aktive transregional organisierte Unabhängigkeitsbewegung von Süd-Maluku, die in den 70er Jahren wiederholt durch Terroranschläge in den Niederlanden auf ihre Forderungen aufmerksam machte; das Wirken molukkischer Indorock-Bands in Europa (vor allem auf der Hamburger Reeperbahn), die einen eigenen Musikstil prägten und von denen angenommen wird, dass sie die Beatles und Jimi Hendrix musikalisch stark beeinflussten; Ambon als international anerkannte UNESCO City of Music; die Entstehung des indonesischen Motorradclubs Satudarah („ein Blut“) in den Niederlanden, der mittlerweile weltweit vertreten ist, auch in Indonesien; der gewaltsame Konflikt zwischen Muslimen und Christen während der Demokratisierung Indonesiens ab 1998 und transregionaler Islamismus; Zeugnisse von Maluku als intergenerationaler Sehnsuchts- und Identifikationsort der Diaspora und das negativ besetzte Image von Maluku in Indonesien.
Voraussetzungen: Interesse an Geschichte und ihrer Langzeitfolgen; Interesse an im Exil lebenden Menschen und Diasporas, Populär- und Subkultur |