Kommentar |
Es ist eine Binsenweisheit, die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert als einen Moment des Umbruchs zu bezeichnen. Neue wissenschaftliche Entdeckungen, z. B. in der organischen Chemie und der Quantenmechanik, revolutionierten das Verständnis des Universums und machten unvorstellbare Technologien möglich. Infolgedessen, so schien es, verloren die etablierten Religionen, die das gesellschaftliche Leben jahrhundertelang geprägt hatten, stark an Einfluss, da die Zahl der Kirchenbesucher dramatisch zurückging. Die Gelehrten neigten zu der Annahme, dass dieser Moment bedeutete, dass die Säkularisierung in ihr entscheidendes Stadium eintrat. Dies war jedoch nicht der Fall. Neuere Studien haben gezeigt, dass die Geschichte der Religion im zwanzigsten Jahrhundert sehr viel komplizierter ist. So wissen wir zum Beispiel, dass selbst in dieser "spätmodernen" Periode religiöse Institutionen weiterhin Macht ausübten und die Gesellschaft beeinflussten. Wir wissen auch, dass neue Religionen, neue spirituelle Lehren und neue kosmologische Theorien enorme Popularität erlangten, was nicht weniger wichtig ist. Ziel dieses Seminars ist es, einige der einflussreichsten esoterischen Strömungen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zu untersuchen und über ihre Rolle bei der Gestaltung der Geschichte dieser Zeit nachzudenken. |
Literatur |
Mit Lektüre aus: Wouter J. Hanegraaff, Kocku von Stuckrad, Corinna Treitel, Martin Buber, Ernst Müller, Oskar Goldberg, Meir Wiener |