Die Sittenlehre Schleiermachers ist eine christliche Soziallehre, ein Seitenstück einerseits zur Philosophischen Ethik, andererseits zur Glaubenslehre. Ein zentraler Text, im Grunde die Durchführung des Programms, nach dem „der Knoten der Geschichte“ nicht so auseinandergehen darf, dass „das Christenthum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben“ geht (Sendschreiben an Lücke). Die ‚Christliche Sittenlehre‘ liegt in Form von Vorlesungsthesen Schleiermachers vor sowie ca. 18 Vorlesungsmitschriften von Studierenden, die aus unterschiedlichen Semestern stammen, in denen Schleiermacher die Vorlesung gehalten hat. Die Texte werden derzeit (unter Beteiligung des Seminarleiters) in einer Hybridedition (im Druck und digital) ediert.
Die Sittenlehre ist gut geeignet für einen Zugang zu Schleiermachers Denken, das die üblicherweise gelesenen ‚Reden‘ und die Glaubenslehre einschließt, aber darüber hinausgeht. Wir werden ausgewählte Passagen der Vorlesung analysieren, dabei nicht nur das Sozialprogramm Schleiermachers kennenlernen, sondern auch das Verhältnis zur Glaubenslehre und zur philosophischen Ethik klären. So wird Schleiermacher als Systemdenker erkennbar, und es kann nach (den Grenzen) der gegenwärtigen Orientierungskraft des Ansatzes der Sittenlehre (eine deskriptive Ethik!) und ihrer Durchführung gefragt werden.
Erste Literatur: Kurt Nowak, Schleiermacher. Leben, Werk, Wirkung, Göttingen 22002; Martin Ohst (Hg.), Schleiermacher Handbuch, Tübingen 2017.
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