Kommentar |
Das Feld der Emotionen hat sowohl in der Philosophie wie in der Theologie Konjunktur. Es scheint sich hier ein vergessenes oder verdrängtes Feld der menschlichen Welt- und Sozialkontakte aufzutun, das menschliches thematisches Erkennen, die expliziten moralischen Urteile und das ‚bewusste‘ menschliche Sozialverhalten vorgängig regiert.
Strittig ist eigentlich alles: bereits die Frage, was eigentlich eine Emotion ist (eine Gestalt des Weltverhältnisses? Ein Selbstverhältnis?), die Frage, wie sich Emotionen zu ähnlichen Phänomenen (Stimmung? Gefühl?) verhalten, in welchem Verhältnis sie zu anderen subjektiven Vollzügen stehen (sind sie Formen des Erkennens? / des Wertens?), wie genau sich die ‚Emotion‘ von benachbarten Phänomenen abgrenzen lässt (ist etwa das Gewissen eine Emotion? Sind Tugenden, Laster, Leidenschaften Emotionen?). In der Theologie wird die Frage diskutiert, ob es religiöse Emotionen gibt, und in welchem Verhältnis sie zum Phänomen Religion oder den religiösen Zuständen (Glaube, Liebe, Hoffnung etc.) stehen. Und es stellt sich die Frage, welchen theologischen Sinn eigentlich der Rekurs auf Emotionen hat – sind sie nur ein Sachgebiet neben anderen, oder ist eine theologische Phänomenologie der Emotionen grundlegend für die gesamte Theologie?
Wir werden uns auf diesem theologisch-philosophischen Gebiet bewegen und orientieren. |
Literatur |
Erste Lit.: Sammelband: Susanne Döring (Hg.), Philosophie der Gefühle, Frankfurt 2009
Ferner: Peter Goldie, The Emotions, Oxford 2000 (repr. 2009); Robert C. Roberts, Emotions. An Essay in Aid of Moral Philosophy, Cambridge2003; Notger Slenczka, Emotionales Selbstbewusstsein – theologische Implikationen eines phänomenologischen Ansatzes, in: C. Danani u.a. (Hgg.), Die Irritation der Religion. Zum Spannungsverhältnis von Philosophie und Theologie, Göttingen 2017, 34-43; ders., 'Sich schämen'. Zum Sinn und theologischen Ertrag einer Phänomenologie negativer Selbstverhältnisse, in: C. Richter u.a. (Hg.), Dogmatik im Diskurs, FS Dietrich Korsch, Leipzig 2014, 241-261. |