Während des 19. Jahrhunderts wurden in Europa und insbesondere auch in Deutschland zunehmend mehr Quellentexte aus dem Bereich der buddhistischer Überlieferung in den Originalsprachen und in Übersetzungen zugänglich. Die philologische Arbeit an solchen Texten wurde ergänzt durch archäologische Befunde und durch Beobachtungen gegenwärtiger buddhistischer Praktiken. Aus all diesen Bestandteilen entstand um 1900 ein wissenschaftliches Gesamtbild von Buddhismus als "Religion". Parallel dazu wurde "Buddhismus" als Wissensbestand für ein bildungsbürgerliches Publikum erschlossen. Seit den 1880er Jahren kam außerdem die Möglichkeit in den Blick, dass deutschsprachige Menschen sich selbst als "Buddhisten" verstanden und als solche an der Erschließung und Weitergabe buddhistischer Überlieferungen teilnahmen. Vor genau 100 Jahren - 1924 - wurde mit der Gründung des Buddhistischen Hauses in Berlin-Frohnau der deutsche Buddhismus zu einer sichtbar gelebten Religion.
Die religionswissenschaftliche Vorlesung im Sommersemester 2024 zeichnet wichtige Diskurslinien aus der formativen Periode von deutschsprachigen Diskursen zu "Buddhismus" nach und ordnet sie in ihren epistemischen Kontext ein. Die Genealogie akademischer Wissensproduktion zu diesem Thema wird damit kritisch reflektiert.
Ergänzend zur Vorlesung wird eine Übung angeboten (60605), in der einzelne der in der Vorlesung bearbeiteten Diskursbeiträge mit Blick auf die Rezeption des Mahayana-Buddhismus diskutiert werden. |