Kommentar |
Michel Foucaults Schriften haben sich in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft als eine Referenz für historische und kulturwissenschaftliche Analysen etabliert. Seine Arbeiten zur Geschichte des Verhältnisses von Macht, Wissen und Subjekten bzw. zur Subjektivation und zur Herausbildung verschiedener Regierungspraktiken, etwa im Pastorat, stellen immer noch einen Angelpunkt für die erziehungswissenschaftliche Theoriediskussion dar. Das Lektüreseminar wird sich mit einigen kleineren Schriften Foucaults und vor allem mit Auszügen aus den Vorlesungen zur „Geschichte der Gouvernementalität“ befassen. Vor diesem Hintergrund werden wir zentrale Kategorien der Disziplin – etwa die des Subjekts, der Individualität, der Selbstbestimmung und der Freiheit – in einer historischen Perspektivierung diskutieren und sie damit ihrer anscheinenden Natürlichkeit, ihrer fraglosen Selbstverständlichkeit und einfacher Bewertungen entkleiden.
Im Sommersemester werden wir uns in einem weiteren Seminar mit einem weiteren französischen Sozialtheoretiker, Pierre Bourdieu, befassen können, der für die Sozial- und Kulturwissenschaften große Bedeutung hat. Anders, aber analog zum Ansatz Foucaults, stellt auch er einen Teil der in der Erziehungswissenschaft liebgewonnenen Vorstellungen in Frage, indem er sich (sein ganzes Wissenschaftlerleben lang) mit der Frage befasst hat, wie die legitime Sicht auf die soziale Welt, unser common sense und unsere Vorstellung von Wahrheit, wie unsere Wahrnehmungskategorien entstehen, wie sie sich ändern und was das für eine Sicht auf Bildungsverhältnisse und damit auf das „pädagogische Feld“ bedeutet.
Die Lehrveranstaltung ist sowohl für das Modul MA EW 1 der StPO 2016 und StPo 2023 als Seminar im Umfang von jeweils 4 LP sowie für das Modul MA EW 6.2 der StPo 2016 bzw. für das Modul 7.2 der StPo 2023 mit jeweils 3 LP geöffnet. |