Kommentar |
Für den polnischen Gegenwartsautor Andrzej Stasiuk stellt die Donau – „Donau, Dunaj, Duna, Dunav, Dunarea“ – der „europäischste aller Flüsse“ dar. Sie verbinde die Mitte mit dem Rand und bringe die „tiefsinnigsten und klügsten“ Erzählungen hervor. Darüber hinaus fließt die Donau – „gegen die Logik der Geschichte“ (I. Ditchev) – von Westen nach Osten: eine Inversion, die diesen Erzählungen spannungsvolle Ambivalenzen und Vieldeutigkeiten verleiht. Ausgehend von Ansätzen der Raum- und Erinnerungstheorien, der Narratologie sowie von Konzepten der Transnationalität werden wir im Seminar nach Spuren der Donau-Narrative in den slawischen Literaturen des 20. und 21. Jahrhunderts suchen. Am Beispiel von ausgewählten Texten von E. Canetti, B. Čosić, P. Esterházy, M. Hvorecký, C. Magris, H. Müller, P. Pavličić, A. Stasiuk werden wir die Elemente einer (möglichen) Donau-Poetik herausarbeiten und sie in ihren intertextuellen und intermedialen Verflechtungen untersuchen. Unsere Diskussionen werden dabei um folgende Themenkomplexe kreisen: Imaginationen des Flusses (des Stroms, des Deltas, der Brücke), Erzählstrategien des Fließens und Strömens, Donau als Erinnerungsort, geopoetische Raumentwürfe und fließende Grenzen, Donau als nationale bzw. transnationale Identitätslandschaft. Die zu diskutierenden Textabschnitte liegen auch übersetzt vor und werden in Moodle zur Verfügung gestellt. |