Kommentar |
Ob literarischer Topos oder Mittel zur Erweiterung der schriftstellerischen Einbildungskraft – die Droge nimmt in der europäischen literarischen Tradition seit jeher einen besonderen Stellenwert ein. Während sich Drogentexte aus westeuropäischen und nordamerikanischen Kontexten großer, internationaler Popularität erfreuen (bspw. Aldous Huxleys Doors of Perception, Charles Baudelaires Les paradis artificiels, Hunter S. Thompson Fear and Loathing Las Vegas), generiert Drogenliteratur aus dem mittel- und osteuropäischen Raum weitaus geringere überregionale Reichweite. In diesem Seminar wollen wir einen Blick auf ebenjene ‚übersehenen‘ Drogentexte werfen. Wir werden unterschiedliche literarische Repräsentationen des Drogenrausches aus dem west- und ostslawischen Raum analysieren – von Texten über Drogenkonsum und -erfahrungen bis hin zu Romanen, Theaterstücken und Kurzgeschichten, in denen die Droge entweder als literarischer Topos präsent ist oder der literarische Rezeptionsprozess mit der Drogen(sucht)erfahrung parallelisiert wird. Auch werden wir versuchen, diese Texte mit den bedeutendsten, westeuropäischen bzw. amerikanischen Drogentexten in Relation zu setzen, um Korrespondenzen und Divergenzen zu identifizieren. Ziel des Seminars ist es damit, einerseits einen Überblick über unterschiedliche Manifestationen der Droge in der mittel- und osteuropäischen Literatur zu vermitteln, andererseits die Droge als transkulturellen, überregionalen, literarischen Topos zu erörtern.
Unser Lektürekorpus umfasst u.a. Texte von Stanisław Ignacy Witkiewicz, Mark L. Levi, Jáchym Topol, Dorota Masłowska, Miloš Urban, Vladimir G. Sorokin, Michail A. Bulhakov, Jerzy Pilch und Olga Tokarczuk.
Es wird in einem Blended-Learning-Format umgesetzt. Die behandelten Primärtexte werden im Original und in dt. oder engl. Übersetzung über moodle zur Verfügung gestellt. |