Kommentar |
Der Archipel Gulag von Aleksandr Solženicyn gehört zu den Klassikern der Lager- und Gefängnisliteratur und berichtet über das Entstehen und Funktionsweise des sowjetischen Lagersystems GULAG. Der Roman basiert zum Teil auf autobiographischen Erfahrungen des Autors, der 11 Jahre in Lagerhaft verbracht hat, und teils auf Berichten von anderen Häftlingen und Opfern des stalinistischen Terrors. Das Seminar untersucht die Verzweigung von literarischen Techniken, die Solženicyn beim Schreiben seines Romans, der den Untertitel „Versuch einer künstlerischen Bewältigung“ trägt, anwendete. Wo endet der dokumentarische Ansatz, und wo beginnt die Fiktion? Welche Rolle spielt die maritime Metaphorik und die Raumstruktur in diesem Text? Was genau hat Solženicyn, neben seinem politischen Engagement, an der Lagerwelt als Stoff zur literarischen Verarbeitung fasziniert? In die Diskussion des Seminars wird der Kontext rund um die Rezeption des Textes im Inland und Ausland, sowie die Alltags- und Publikationspraxis der sowjetischen Samizdat- und Dissidentenkultur eingebunden. Es wird ebenfalls zur kritischen Reflexion von manchen Aussagen des Autors in seiner postsowjetischen Schaffensphase eingeladen, die stark vom Nationalismus und Antisemitismus geprägt sind. |
Literatur |
Literatur zur Einführung:
Lachmann, Renate: „Die Untersuchung: Alexander Solschenizyn“, In: dies. Literatur und Lager: Zeugnisse des GULAG. Konstanz 2019, S. 329–338.
Heffermehl; Fabian / Karlsohn, Irina (Hg.): The Gulag in Writings of Aleksandr Solzhenitsyn and Varlam Shalamov. Memory, History, Testimony (=Studies in Slavic Literature and Poetics 63), Leiden 2021.
Tempest, Richard: Overwriting Chaos. Aleksandr Solzhenicyn’s Fictive Works. Boston 2019.
Kriza, Eliza & Alexander Solzhenitsyn: Cold war icon, gulag author, Russian nationalist? A study of the Western reception of his literary writings, historical interpretations, and political ideas. Stuttgart 2014. |