Gruppe 1: Frauengeschichte, Männergeschichte, Geschlechtergeschichte?
In diesem Proseminar stehen sowohl historiographische als auch theoretische und methodische Debatten über ‚Gender‘ als geschichtswissenschaftliche Analysekategorie im Fokus. Nach einem Überblick über die institutionelle und konzeptionelle Entwicklung der Frauen-, Männer- und Geschlechtergeschichte, werden konkrete thematische Texte und Quellen diskutiert, die sowohl ausgesuchte inhaltlich-thematische Einblicke als auch einen Überblick über aktuelle methodische Forschungskontroversen im Feld der Geschlechtergeschichte bieten.
Gruppe 2: Die Welt verbessern. Politische Bewegungen in Europa und den USA im 19. und 20. Jahrhundert
Dass engagierte Leute versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, für ihre eigenen oder die Rechte anderer einzutreten, ist uns sehr vertraut. Im Kurs wollen wir danach fragen, wie weit diese Geschichte in Europa und den USA eigentlich zurückreicht und welche Gruppen mit welchen Anliegen wir entdecken können. Dabei werden wir prominente Beispiele wie die Anti-Sklaverei-Bewegung, die Frauenbewegung aber auch weniger bekannte Gruppen untersuchen, nach Kontinuität und Wandel des Phänomens fragen und zugleich grundlegende historische Arbeitstechniken vertiefen und Forschungsdiskussionen kennenlernen.
Gruppe 3: Spaniens Vormachtstellung im frühneuzeitlichen Europa
1492 wird häufig als eine der möglichen Jahreszahlen genannt, auf den sich der Beginn der Frühen Neuzeit datieren lasse. In diesem Jahr eroberten die Truppen von Königin Isabella von Kastilien und ihrem Ehemann König Ferdinand von Aragon mit Granada das letzte auf der Iberischen Halbinsel verbliebene muslimische Fürstentum und brachten so die jahrhundertelange „Reconquista“ zu ihrem Abschluss. Im selben Jahr begab sich Christoph Columbus mit finanzieller Unterstützung der spanischen Krone auf seine berühmte Entdeckungsfahrt, in deren Verlauf er bekanntlich (wenn auch unvorhergesehen) den für die Europäer:innen neuen Kontinent Amerika erreichte und für Spanien in Besitz nahm. Der 1516 gekrönte Karl I. von Spanien, der 1520 auch als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde, herrschte bald über ein Weltreich, in dem sprichwörtlich die Sonne nie unterging. Auch wenn nach ihm kein weiterer spanischer König zum Kaiser wurde, blieb Spanien auch unter seinen Nachfolgern ein politisches und kulturelles Schwergewicht in Europa, das die Geschicke des Kontinents prägte.
In diesem Proseminar beleuchten wir anhand ausgewählter Aspekte vor allem der politischen Geschichte Europas in der Zeit von ca. 1500 bis 1650 Spaniens Rolle auf dem Kontinent. Im Zentrum steht also nicht die Geschichte des Königreichs selbst, sondern das Agieren der spanischen Herrscher und ihrer Repräsentanten in anderen Teilen Europas. In den Blick nehmen wir unter anderem Spaniens Beziehungen zum Heiligen Römischen Reich (ab der Mitte des 16. Jahrhunderts regiert von unterschiedlichen Zweigen der Dynastie der Habsburger), die Union der Kronen von Spanien und Portugal von 1580 bis 1640, den Achtzigjährigen Krieg in den Niederlanden (1568–1648) und Spaniens Konflikte mit dem Osmanischen Reich. Das Proseminar bietet Ihnen die Gelegenheit, Ihr Wissen über die Geschichte der Frühen Neuzeit zu erweitern und das bisher erworbene historische Handwerkszeug durch die Beschäftigung mit ausgewählter Forschungsliteratur und einschlägigen Quellen (beide auf Deutsch und Englisch) weiter zu schärfen.
Die Bereitschaft, englische Texte zu bearbeiten, ist Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Kurs. Spanischkenntnisse sind hilfreich, aber keine Teilnahmevoraussetzung.
Gruppe 4: Die Weltwirtschaftskrise in Ostmitteleuropa. Ökonomische, politische und wirtschaftliche Folgen
Die Weltwirtschaftskrise der späten 1920er und frühen 1930er Jahre hatte erheblichen Einfluss auf die Nationalstaaten Ostmitteleuropas. Diese waren häufig aus imperialen Zusammenhängen wiedererstanden oder neu geschaffen worden. Sowohl ihre staatlichen als auch ihre wirtschaftlichen Ordnungen waren einer grundlegenden Transformationen unterworfen gewesen. Die Krise warf für die Zeitgenoss/-innen grundsätzliche Fragen neu auf: Wie weit war die Unabhängigkeit der Staaten tatsächlich verwirklicht worden? Welche Gesellschaftsordnung konnte sie fortan garantieren? Und wie war die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Ausland künftig zu organisieren? In dem Seminar wird auf der einen Seite danach gefragt, wie die Weltwirtschaftskrise erklärt und interpretiert werden kann. Auf der anderen Seite werden die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Auswirkung auf die multiethnischen Gesellschaften Ostmitteleuropas behandelt.
Gruppe 5: Kinderarbeit und Kinderrechte in Großbritannien im 19. Jahrhundert
Gruppe 6: Widerstand im besetzten Polen im Zweiten Weltkrieg
Nach Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts griffen zuerst das Deutsche Reich und später die Sowjetunion 1939 Polen an. Polens Staatsgebiet wurde geteilt, nach dem Angriff des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten auf die Sowjetunion 1941 befand sich dann das gesamte polnische Staatsgebiet unter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht. Das Proseminar widmet sich dem Widerstand von Menschen und Gruppen hiergegen, insbesondere gegen die deutsche Besatzungsmacht. Ein Blick auf die Wiedergründung eines polnischen Staates 1944/45 im Zuge des Vormarschs der Roten Armee und den Widerstand gegen dieses kommunistische Staatsbildungsprojekt runden das Proseminar ab. Polnisch-Kenntnisse sind selbstverständlich NICHT nötig.
Gruppe 7: Protestbewegungen in Europa, 1968-1989
Gibt es so etwas wie Protestgeschichte? Soziale Bewegungen werden häufig als zyklisch oder diskontinuierlich verstanden – nicht zuletzt, weil ihre Themen, Akteure und Formen dauernd wechseln. Das gilt auch für die zwei Jahrzehnte zwischen 1968 und 1989, die als Hochphase des Protests im zeitgenössischen Europa gelten. In dieser Zeit sind Bewegungen von Studierenden, Migrant*innen, Frauen und queeren Menschen sowie für die Umwelt, Menschenrechte und Frieden neu bzw. erneut entstanden. Viele dieser Bewegungen bezogen sich aber implizit oder explizit aufeinander bzw. auf gemeinsame Vorgänger, so dass eine gewisse Entwicklung des Protests im Laufe der Zeit spürbar wird. In diesem Kurs werden wir anhand Fallbeispielen aus verschiedenen Ländern West- und Osteuropas die Geschichte des Protests im Europa des Kalten Krieges nachzeichnen.
Der Kurs findet in deutscher Sprache statt. Passive Englischkenntnisse (Lese- und Hörverständnis) sind erforderlich.
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