Kommentar |
Gruppe 1: Konvertiten und Konversion - Minoritäten, Transgressionen, Marginalisierungen.
Das Proseminar ist eine Hinführung zum weiteren Studium der mittelalterlichen Geschichte. Im Vordergrund steht in diesem Semester die vertiefte Quellenkritik unter Rückgriff auf die Historischen Grundwissenschaften, über die ein erster Überblick gegeben wird. Anhand ausgewählter Beispiele aus für die Mediävistik zentralen Themenkreisen der Stadt-, der Wirtschafts- und Sozial- sowie der Verflechtungsgeschichte, und hier im Besonderen von religiösen Konversionsvorgängen, werden grundlegende Arbeitstechniken erprobt und einstudiert und curriculare Leistungen erbracht. In der ersten Sitzung werden die für alle verbindlichen „Spielregeln“ festgelegt und um die Vorschläge der Studierenden ergänzt. Die Veranstaltung ersetzt nicht den Besuch von Epochenüberblicksveranstaltungen (Vorlesungen). Das Erlernen und Einüben grundlegender Arbeitstechniken und die Ausbildung eines Methodenbewusstseins legen den Grundstein für ein erfolgreiches Studium, das gilt auch für eines der Geschichte. Um den Anforderungen an das Studium der jeweiligen Teildisziplinen (wie etwa der epochal und meistens auf Europa ausgerichteten Mittelalterlichen Geschichte) gerecht zu werden, verknüpfen die Proseminare eine propädeutische Einführung mit ersten thematischen Zugriffen. Die Frage danach, was mit Konvertit:innen geshieht, wie sie wahrgenommen werden, sich rechtfertigen müssen und ggf. auf Versorgung durch die neue Community angewiesen sind, berührt gleich mehrere Aspekte mittelalterlicher Studien. Die Betrachtung der jeweiligen (auch intendierten) Interaktionen ermöglicht zugleich die Fokussierung auf Kulminationspunkte historischen Arbeitens und Analysierens. Mitunter kamen im sogenannten Mittelalter soziale Konstellationen und Institutionen zu Ausformungen, die lange – teils bis heute – andauerten und an denen sich Strukturen nachvollziehen lassen. Diese werden, bei allen Gemeinsamkeiten heute dennoch mitunter als rückständig, unaufgeklärt, unmodern wahrgenommen – mit drastischen Folgen für unser Geschichtsbild.
Anhand ausgewählter Beispiele sollen die curricularen Aufgaben der Proseminare erarbeitet und somit Grundlagen für Quellendiskussionen geschaffen werden. Vorgesehen ist zusätzlich ein halb- oder ganztägiger Ausflug an einem noch festzulegenden Termin. Sollte dies in Präsenz nicht möglich sein, gibt’s einen Online-Ausflug.
Vorausgesetzt werden das Interesse an Kernfragen der mittelalterlichen Geschichte und/oder die Bereitschaft sich fleißig einzuarbeiten sowie die Bereitschaft zu regelmäßigen Teilnahme.
Auf Wunsch der Studierenden wird die Veranstaltung (wie das Geschichtsstudium im Allgemeinen) mit einer Trigger-Warnung versehen: die Lektüre von Quellen erschüttert mitunter Weltbilder und fordert Denkmuster heraus. Sie offenbart und erfordert die Auseinandersetzung unter anderem mit menschlichen Abgründen, Gewalt, Zwang, Ungleichheiten, Politik, Religion.
Gruppe 2: Pseudogeschichte - was ist das und was machen wir damit?
Das Mittelalter gibt es gar nicht; es ist alles eine abgekartete Erfindung? Unsere Zeitrechnung ist völlig falsch? Der Heilige Gral befindet sich in einem spanischen Kloster? Wissenschaftliche Erkenntnisse sind widersprüchlich und vielfältig, aber es gibt Grenzen: Es gibt Bücher, die wissenschaftlich aussehen und Fußnoten haben – und trotzdem haarsträubend falsch sind, weil sie auf Verschwörungstheorien beruhen, die geschichtswissenschaftliche Methoden nicht oder falsch anwenden oder politische Ideologien erfüllen wollen. Das Proseminar führt in Methoden und Quellen der wissenschaftlichen Erforschung der mittelalterlichen Geschichte ein, indem wir einige dieser pseudowissenschaftlichen Theorien unter die Lupe nehmen.
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Literatur |
Gruppe 1: Konvertiten und Konversion - Minoritäten, Transgressionen, Marginalisierungen.
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter. 4. Aufl., Stuttgart: Ulmer 2006 (Uni-Taschenbücher; 1719) [Anschaffungstipp: die gedruckte Fassung, gibt’s günstig gebraucht, in der UB auch als E-Book].
Blockmans, Wim/Peter Hoppenbrouwers: Introduction to Medieval Europe 300–1500. 3., völlig überarbeitete Aufl., London/New York 2018 [Lektüretipp – in Auswahl].
Meinhardt, Matthias, Andreas Ranft und Stephan Selzer: Mittelalter. 2. Auflage, Berlin/München 2009 (Oldenbourg Geschichte Lehrbuch). [Lektüretipp – in Auswahl].
Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150–1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Wien, Köln, Weimar 2014. [Literaturhinweis].
Seresse, Volker: Kirche und Christentum – Grundwissen für Historiker. Boston/Paderborn 2010 (Uni-Taschenbücher resp. Utb.elibrary) (online über UB verfügbar) [dringend angeraten für alle ohne vertiefende Kenntnisse des Christentums]
Kurslektüren werden zu Beginn der Veranstaltung festgelegt (und ggf. bereitgestellt), die Literatur zum Themenzugriff und propädeutischen Aspekten gemeinsam erarbeitet.
Gruppe 2: Pseudogeschichte - was ist das und was machen wir damit?
Wird gemeinsam erarbeitet |