Kommentar |
Märchen spielen für das sich in der Romantik herausbildende Nationalbewusstsein der ost- und mitteleuropäischen Kulturen eine herausragende Rolle. Daher wird das Märchenschaffen des 19. Jahrhunderts den literarhistorischen Bezugspunkt des Seminars bilden. Daran anschließend werden wir gattungstheoretische Positionen zum Märchen genauer analysieren, darunter die Strukturanalyse des russischen Folkloreforschers Vladimir Propp, die Archetypenlehre von C.G. Jung und die Frage nach der „Einfachen Form“ von André Jolles. Wir betrachten außerdem ausgewählte Figurenkonstellationen und Märchenmotive in ihrer heutigen Darstellung (Comic, Film, Literatur). Dabei beschränken wir uns auf einige wenige Autoren und Autorinnen aus dem 19. bis 21. Jahrhundert, z.B. auf die Tschechin Božena Němcová und ihr Aschenputtel, auf den Slowaken Juraj Jakobisko und dessen Verfilmung von Frau Holle, auf die Kunstmärchen der polnischen Schriftstellerin Maria Komornicka, die sich später zu Piotr Włast erklärte, auf die Figuration der Alten Frau bzw. Hexe (wahlweise Baba Jaga) bei der jugoslawischen bzw. kroatischen Autorin Dubravka Ugrešić. Die Texte plus eine Auswahl der Sekundärliteratur werden zu Beginn des Semesters im Original und in deutscher Übersetzung auf Moodle bereitgestellt. |