Kommentar |
Die Variation als bloße Abwandlung bereits bekannten (erklungenen) Materials stellt eines der zentralen Prinzipien der musikalischen Komposition und Formbildung dar. In ihr reflektiert und erfüllt sich die Forderung zahlreicher Musikschriftsteller nach einer ausgewogenen Balance zwischen Kontinuität und Abwechslung – die „Einheit in der Mannigfaltigkeit“. Darüber hinaus erlangte die Variation als „Thema mit Variationen“ auch die Bedeutung einer eigenständigen musikalischen Form. Aufgrund der durch die assoziative Anlage bedingten Offenheit und freien Adaptivität des Variationensatzes entstanden zudem zahlreiche Mischformen wie etwa das Variations-Rondo oder die Variations-Suite. Darüber hinaus fand der Variationensatz auch Eingang in mehrsätzige Werke wie Sonaten oder Sinfonien, wo er teils einzelne Passagen, teils einen gesamten Satz stellt.
Dieses Seminar soll einen möglichst weiten Überblick über die Möglichkeiten, aber ggf. auch die Grenzen musikalischer Variationstechniken und -formen geben. Dazu werden epochenübergreifend die Entwicklung und jeweils individuelle Realisierung von variativen Verfahren von der frühneuzeitlichen Vokalpolyphonie bis hin zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts diskutiert und musikhistorisch kontextualisiert.
Im Zentrum steht dabei auch die Eigenbeteiligung der Studierenden, die ausdrücklich dazu aufgerufen sind, durch Vorschläge hinsichtlich der zu besprechenden Stücke den Seminarplan aktiv mitzugestalten.
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Literatur |
Hans Fischer, Die Variation, Wolfenbüttel 1959
Kurt von Fischer, Die Variation, Köln 1955 (= Das Musikwerk 11)
Samuel M. Magrill, The Principle of Variation. A Study in the Selection of Differences with Examples from Dallapiccola, J. S. Bach, and Brahms, Diss. University of Illinois, 1983
Joseph Müller-Blattau, Gestaltung – Umgestaltung. Studien zur Geschichte der Musikalischen Variation, Stuttgart 1950 (= Gesetz und Urbild)
Robert U. Nelson, The Technique of Variation. A Study of the Instrumental Variation from Cabezón to Reger, Berkely u. a. 1948
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