Kommentar |
Gegenstand dieses Grundkurses ist Platons Dialog „Kriton“, und zwar der Dialog, in dem Platon durch die Inszenierung der Gesetzgehorsamkeit des Sokrates über die Funktion der Gesetze als Grundlage des geordneten Zusammenlebens im Staat und die Loyalitätspflicht des Bürgers gegenüber der staatlichen Gemeinschaft reflektiert. Der Dialog spielt im Jahr 399 v.Chr. Sokrates erwartet im Gefängnis seine Hinrichtung, die sich aufgrund kultischer Verpflichtungen Athens verzögert. Sein Freund Kriton besucht ihn, um ihn zur Flucht zu bewegen. Sokrates lehnt diesen Vorschlag jedoch ab, weil auch erlittenes Unrecht nicht dazu berechtigt, selbst Unrecht zu tun. In diesem Dialog demonstriert Platon, wie man methodisch sauber und philosophisch überlegt eine Frage konkreten individuellen Handelns entscheidet. So geht es im »Kriton« etwa nicht um die Frage eines Widerstandsrechts, sondern darum, ob und wann man sich in einem Rechtsstaat einem letztinstanzlichen Fehlurteil widersetzen beziehungsweise entziehen darf.
In dem Kurs, der seminarartig und diskussionsorientiert gestaltet wird, werden wir den griechischen Text übersetzen und dessen wichtigste sprachliche sowie auch inhaltliche Aspekte erörtern.
Literatur: Die kritische Ausgabe des Textes sowie auch weitere relevante Sekundärliteratur werden am Anfang des Semesters über Moodle zur Verfügung gestellt. Für einen guten deutschsprachigen Kommentar zum Kriton kann man sich auf folgende Ausgabe beziehen: Platon, Kriton – Übersetzung und Kommentar von Wolfgang Bernard. Göttingen 2016 |