Gewitzte Diener und Dienerinnen, verliebte Jünglinge, untreue Ehefrauen, lüsterne Alte und korrupte Priester, komplizierte Intrigen und deren erstaunliche Auflösung, Sex, Gewalt und große Politik – die italienischen Renaissancekomödien werden zwar aktuell kaum noch aufgeführt, aber sie haben durchaus Erstaunliches zu bieten.
Das Seminar wird sie als ein Prisma ihrer turbulenten Entstehungszeit in den Blick nehmen. Die Texte werden zum ersten in den literaturhistorischen Kontext der Wiederentdeckung der antiken Komödien im ausgehenden 15. Jahrhundert und der folgenden ‚Rekonstruktion‘ der antiken Dramenpoetik eingerückt, und damit auch in ihrer prägenden Rolle für die europäische Komödientradition verständlich. Sie werden zum Zweiten als Austragungsorte kultureller Verhandlungen um das neue, frühneuzeitliche Menschenbild verständlich. Und nicht zuletzt sind sie Zeugnisse der reichen rinascimentalen Theaterkultur. Sie werden hier also auch zum Anlass, ihre konkreten Aufführungsbedingungen im Rahmen prunkvoller höfischer Feste, die Gestaltung des Bühnenbildes und dessen komplexen Verhältnis zum städtischen Raum und das experimentell zu Tage tretende, moderne Verständnis theatraler Fiktionalität einer näheren Untersuchung zu unterziehen.
Damit ermöglichen die Texte eine Einführung in zentrale Aspekte der italienischen Renaissanceliteratur und -kultur und lassen deren spezifischen Ambivalenzen augenfällig werden. Das Vergnügen am handfesten Humor der Stücke und an ihrer dramaturgischen Geschicklichkeit wird über alledem aber keineswegs zu kurz kommen!
Ludovio Ariosto: La Lena, I Suppositi
Niccolò Machiavelli: La Mandragola
Bernardo Dovizi da Bibbiena: La Calandra
Giambattista della Porta: La Fantesca
Pietro Aretino: Il Marescalco
|