Kommentar |
Die Idee, dass die lebendige Natur von einer Ordnung strukturiert wird, deren Gesetze sich exakt beschreiben lassen, hat seit dem 18. Jhd. eine Fülle systematisierender Texte hervorgebracht. Um das Wechselspiel von Ordnungswillen und Phantastik in (literarischen) Taxonomien zu erkunden, spannt das Seminar einen historischen Bogen von Carl v. Linnés „Systema Naturæ“ (1735ff.) über das 19. Jhd. bis hin zu gegenwärtigen Bestiarien des Anthropozäns und der Poesie des Artenschwunds. Gelesen werden Texte u. a. von Johann W. v. Goethe, Ernst Haeckel, Franz Kafka, Heimito v. Doderer, Donna Haraway und Mikael Vogel, die die Klassifizierung der Animalia erkunden, erzählen, befragen und unterlaufen, (anthropologische) Differenzen errichten und auflösen, und – ob unversehens oder mit politisch-poetischem Kalkül – in ihren Ordnungsbemühungen stets neue Polyvalenzen, Paradoxa und Reste erzeugen. Als Arbeitsleistung wird die eingehende vorbereitende Textlektüre, aktive Teilnahme an der Seminardiskussion und Übernahme eines Impulsreferats (in Gruppen) erwartet.
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Literatur |
Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften [Les mots et les choses, 1966]. Aus d. Franz. v. Ulrich Köppen. 23. Aufl. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2015; Toepfer, Georg: [Art.] Taxonomie, in: ders.: Historisches Wörterbuch der Biologie. Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe. Bd. 3: Parasitismus – Zweckmäßigkeit. Stuttgart: Metzler 2011, S. 469 – 493; Lempp, Felix / Schmidt, Antje / Thiemann, Jule: Poetische Taxonomien. Un/Geordnete Begegnungen zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen in Lyrik und Prosa der Gegenwart, in: literatur für leser:innen 43/20.1 (2022), S. 17 – 37.
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