Kommentar |
In Kleists Schriften sind Familien- und Geschlechterordnungen von zentraler Bedeutung. In jedem seiner Texte stehen ‚Störfälle’ im Mittelpunkt, die das drohende Scheitern jener Ordnungen fokussieren, die doch soeben erst etabliert worden sind: Um 1800 lassen sich sowohl die Naturalisierung als auch die Verrechtlichung und Verwissenschaftlichung von ‚Familie’ und ‚Geschlecht’ beobachten. Aus der Gleichzeitigkeit dieser gegenstrebigen Konzepte resultieren Konflikte, ohne die die ‚bürgerliche Familie’ – ein Herzstück der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert – nicht zu denken ist. Kleists Texte inszenieren diese Konflikte von Anfang an. Im SE werden ausgewählte Erzählungen und Dramen untersucht sowie zeitgenössische familien- und geschlechtertheoretische Positionen erarbeitet. Arbeitsleistung im Seminar: Neben regelmäßiger Teilnahme und intensiver Lektürearbeit sind – im Rahmen einer Arbeitsgruppe – Inputs für eine Sitzung vorzubereiten. |
Literatur |
Heinrich von Kleist: „Das Erdbeben in Chili“, „Der Findling“, „Die Marquise von O***“, „Die Familie Schroffenstein“, „Das Käthchen von Heilbronn“, „Penthesilea“ (empfohlene Ausgabe: Heinrich von Kleist: „Sämtliche Werke und Briefe“ bei dtv; oder Einzelausgaben bei Reclam) |