Kommentar |
Das Verhältnis von Wissenschaft und demokratischer Öffentlichkeit unterliegt gewissen Konjunkturen und äußert sich – wie angesichts der Akkumulation von Krisen beobachten können - auch darin, in welchem Maße von der Politik erwartet, gefordert und gewünscht wird, die Wissenschaft und ihre Repräsentant*innen zu Rate zu ziehen. Die gesellschaftliche Stellung von Wissenschaft ist somit auch in demokratischen Regierungssystemen nie stabil (gewesen), sondern in stetiger Bewegung. In akut wahrgenommenen politischen Spannungsverhältnissen bspw. bedingt durch ideelle und ideologische Frontstellungen (Kalter-Krieg; Konflikte über Herrschafts-, Regierungsformen) oder durch globale Krisen – Klimakrise, Finanzkrise, Corona-Krise, geo- und sicherheitspolitische Krisen etc. - wird der stetige Wandel im Verhältnis von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik beobachtbar und somit soziologisch analysierbar. So medial omnipräsent jene Spannungen und Krisen sind so sehr begünstigen und nötigen sie die Bevölkerung, d.h. Bürger*innen ebenso wie Wissenschaftler*innen dazu, sich zu positionieren. Im Zuge dessen nehmen Wissenschaftler*innen gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit gegenwärtig ebenso vielfältige wie umstrittene Rollen ein. Sie reichen von Expertise und Politik-Beratung über die Eröffnung eines Diskursraums und der Wissenschaftskommunikation bis zum gesellschafts-politischen Engagement und zum Aktionismus. Derart tragen die Krisen, die sich an ihnen entspinnenden Diskurse um die Handhabung dieser Krisen indirekt zur (Infra-)Strukturierung, zur Politisierung und mitunter auch zu einer Spaltung von Öffentlichkeit und Wissenschaft bei. Angesichts dessen widmet sich das Seminar der Frage, welche Position(en) die Wissenschaft und ihre Wissensproduktion in der Gesellschaft einnehmen kann, soll und will. Anhand kanonischer Texte aus der Wissenschaftsforschung, der Soziologie und der politischen Epistemologie erarbeitet das Seminar theoretische Konzepte, um mit Hilfe dieser begrifflichen Instrumentarien die aktuell ebenso prominenten wie kontrovers diskutierten Positionierungen von Wissenschaft zu kontextualisieren und analytisch zu erfassen.
Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt. Einführung in der ersten Woche (Di 14-16), danach Block nach Absprache. |