Gruppe 1: Das schwache Geschlecht? Frauen und Frauenbilder im Mittelalter
Das Mittelalter wird gemeinhin als Epoche wahrgenommen, die von der Unterordnung der Frau unter den Mann geprägt war. Dies verkennt jedoch den großen Handlungsspielraum, der Frauen in dieser Zeit zukam. Im Proseminar wollen wir daher danach fragen, welchen Einfluss Frauen im Mittelalter hatten, welche Rolle(n) sie im gesellschaftlichen Leben spielten und wie sich Frauenbilder wandelten. Auf diesem Wege sollen der Umgang mit mittelalterlichen Geschichtsquellen sowie zentrale Techniken und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens erlernt werden.
Gruppe 2: Mehr als Beten und Arbeiten: Mönche und Nonnen im Mittelalter
Das mittelalterliche Mönchtum brachte eine Vielzahl von Orden hervor, für Frauen wie für Männer. Sie alle gingen bei ihrer Suche nach Gott eigene Wege des gemeinschaftlichen Lebens. Das Proseminar möchte diese Vielfalt in den Blick nehmen, um anhand verschiedener Quellengattungen den Umgang mit mittelalterlichen Geschichtsquellen sowie zentrale Techniken und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens zu erlernen.
Gruppe 3: Herrenhof und Kloster. Ländliche Gemeinschaften und ihre Wirtschaft im frühen Mittelalter
Dass die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten lebt, ist erst seit wenigen Jahren so. Im frühen und hohen Mittelalter lebte der überwiegende Teil der Menschen im ländlichen Raum. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Gruppenbildung, Herrschaft, Recht und Religion waren von dieser Tatsache stark geprägt. Im Seminar wollen wir diese Zusammenhänge quellennah erarbeiten.
Das Seminar findet ab Juni jeweils vierstündig statt. Nach der Anmeldung über Agnes erhalten Sie Zugang zum Moodle-Kurs mit allen Texten für das Semester. Die erste Hälfte des Semesters dient also der selbständigen Vorbereitungslektüre. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, vorbereitende Lektüreaufgaben und die angeleitete Vorbereitung auf die Hausarbeit während des Semesters.
Gruppe 4: Konflikte erzählen - Quellenkritik extrem.
Dieses Proseminar ist eine Hinführung zum weiteren Studium der mittelalterlichen Geschichte. Im Vordergrund steht in diesem Semester die vertiefte Quellenkritik unter Rückgriff auf die Historischen Grundwissenschaften, über die ein erster Überblick gegeben wird. Anhand ausgewählter Beispiele aus für die Mediävistik zentralen Themenkreisen der Stadt-, der Wirtschafts- und Sozial- sowie der Verflechtungsgeschichte, und hier besonders interessierend: des Konfliktes (gerade in den Städten), werden grundlegende Arbeitstechniken erprobt und einstudiert und curriculare Leistungen erbracht. In der ersten Sitzung werden die für alle verbindlichen „Spielregeln“ festgelegt und um die Vorschläge der Studierenden ergänzt. Die Veranstaltung ersetzt nicht den Besuch von Epochenüberblicksveranstaltungen (Vorlesungen). Das Erlernen und Einüben grundlegender Arbeitstechniken und die Ausbildung eines Methodenbewusstseins legen den Grundstein für ein erfolgreiches Studium, das gilt auch für eines der Geschichte. Um den Anforderungen an das Studium der jeweiligen Teildisziplinen (wie etwa der epochal und meistens auf Europa ausgerichteten Mittelalterlichen Geschichte) gerecht zu werden, verknüpfen die Proseminare eine propädeutische Einführung mit ersten thematischen Zugriffen. Mittelalterliches Leben und Interagieren im Lichte von Konflikten und Krisen zu betrachten, ermöglicht zugleich die Fokussierung auf Kulminationspunkte historischen Arbeitens und Analysierens. Mitunter kamen im sogenannten Mittelalter soziale Konstellationen und Institutionen zu Ausformungen, die lange – teils bis heute – andauerten und an denen sich Strukturen nachvollziehen lassen. Diese werden, bei allen Gemeinsamkeiten heute dennoch mitunter als rückständig, unaufgeklärt, unmodern wahrgenommen – mit drastischen Folgen für unser Geschichtsbild.
Anhand ausgewählter Beispiele vornehmlich aus dem Heiligen Römischen Reich sollen die curricularen Aufgaben der Proseminare erarbeitet und somit Grundlagen für Quellendiskussionen geschaffen werden. Vorgesehen ist zusätzlich ein halb- oder ganztägiger Ausflug an einem noch festzulegenden Termin. Sollte dies in Präsenz nicht möglich sein, gibt’s einen Online-Ausflug.
Auf Wunsch der Studierenden wird die Veranstaltung (wie das Geschichtsstudium im Allgemeinen) mit einer Trigger-Warnung versehen: die Lektüre von Quellen erschüttert mitunter Weltbilder und fordert Denkmuster heraus. Sie offenbart und erfordert die Auseinandersetzung unter anderem mit menschlichen Abgründen, Gewalt, Zwang, Ungleichheiten, Politik, Religion.
Gruppe 5: Turniere im Mittelalter
In seiner sportlichen Dynamik, seiner höfischen Ästhetisierung und seiner mitunter bestürzenden Brutalität erfreut sich das mittelalterliche Turnier bis in die heutige Event- und Medienkultur hinein einer weitreichenden Resonanz. Bereits im Hoch- und Spätmittelalter ist seine Geschichte von verschiedenen Phasen der Rezeption, Revitalisierung und Romantisierung geprägt, die dem Turnier gleich mehrere Hochblüten bescherten. Ob als Massenturnier oder Tjost, als Gesellenstechen oder hochformalisierter pas d'armes fand das Turnier dabei in den unterschiedlichsten kulturellen, sozialen und politischen Kontexten zu ganz verschiedenen Ausprägungen.
Ziel des Proseminars ist es, das Phänomen in seiner historischen Vielfalt zu erfassen und sich hier vor allem mit den verschiedenen Turnierformen und deren jeweiligen politischen und kulturellen Verankerung zu beschäftigen.
Gruppe 6: Religiöse Vielfalt im Hochmittelalter
Im Mittelalter ist das Nebeneinander von Juden, Christen und Muslimen der Normalfall, das gilt in besonderem Maße für die Regionen rund ums Mittelmeer; entsprechend lang ist die Forschungstradition. Neue Impulse erhält die Forschung von Debatten um Transkulturalität und Globalität. In dem Seminar wird es darum gehen, aktuelle Forschungsperspektiven zu systematisieren und an ausgewählten Fallbeispielen zu erproben. Ein Fokus soll dabei darauf liegen, die Vielgestalt und Widersprüchlichkeit interreligiöser Beziehungen herauszuarbeiten: Was normativ zu einem bestimmten Zeitpunkt gilt, muss deshalb nicht unbedingt die Praxis des Zusammenlebens bestimmen und umgekehrt.
Das Thema „Zusammenleben Angehöriger unterschiedlicher Religionen“ ist Bestandteil der Berliner und Brandenburger Lehrpläne, neuere Perspektiven der Forschung spiegeln sich in den aktuellen Schulbüchern bislang jedoch kaum. Fragen der Vermittlung werden daher ebenfalls diskutiert.
Im Laufe des Semesters (semesterbegleitend) soll in schreibpraktischen Übungen die Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft werden.
Gruppe 7: Wirtschaften im Frühmittelalter
Vorstellungen vom unbegrenzten Wirtschaftswachstum oder von der Möglichkeit des Einzelnen, alles erreichen zu können (Vorstellungen der klassischen Moderne) verlieren in Zeiten sozialer Ungleichheit, prekärer Arbeitsverhältnisse und beständig knapper werdender Ressourcen zunehmend an Plausibilität. Der Blick ins Frühe Mittelalter soll dafür sensibilisieren, dass unterschiedliche Formen des Wirtschaftens nebeneinander bestehen können, mithin keine Praktik des Wirtschaftens alternativlos ist.
Im Seminar diskutieren wir die Klosterwirtschaft, die sogenannte Grundherrschaft und die Sklavenwirtschaft, die jeweils zu großem Reichtum führen konnten, zugleich aber vielfältige Abhängigkeiten schufen. An ausgewählten Quellen (Urkunden, Chroniken, Gesetzestexten, Bildquellen) werden verschiedene Formen des Bezahlens, der Zusammenhang von Wirtschaft und Sozialem sowie die Frage biblischer Vorbilder und gelebter Praxis diskutiert. Das Thema „Grundherrschaft“ ist Bestandteil der Berliner und Brandenburger Lehrpläne, neuere Perspektiven der Forschung spiegeln sich in den aktuellen Schulbüchern bislang jedoch kaum. Fragen der Vermittlung werden daher ebenfalls diskutiert.
Im Laufe des Semesters (semesterbegleitend) soll in schreibpraktischen Übungen die Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentieren, Konzipieren, Fragestellungen entwerfen – vertieft werden.
Gruppe 8: Das Reich Ottos I. und seine europäischen Nachbarn
Otto I. (936–973), der lange als Schlüsselfigur der deutschen Geschichte galt, wird mittlerweile als europäischer Herrscher aufgefasst. Im Seminar wollen wir im Wechsel Forschungsliteratur und zeitgenössische Quellen lesen und so die Auseinandersetzung des ottonischen Reichs mit seinen Nachbarn im Westen, Norden, Osten und Süden kennenlernen. Dabei erarbeiten wir uns verschiedenen Modi von Nachbarschaftverhältnissen, fragen nach der europäischen Prägung des ostfränkischen, vermeintlich „deutschen“ Reichs und lernen zugleich das 10. Jahrhundert als Epoche der europäischen Geschichte kennen.
Das Seminar findet ab Juni jeweils vierstündig statt. Nach der Anmeldung über Agnes erhalten Sie Zugang zum Moodle-Kurs mit allen Texten für das Semester. Die erste Hälfte des Semesters dient also der selbständigen Vorbereitungslektüre. Voraussetzung zum erfolgreichen Absolvieren des Seminars sind die regelmäßige Anwesenheit, die Übernahme einer Textvorstellung (in Zweiergruppen) und die angeleitete Vorbereitung auf die Hausarbeit während des Semesters.
Gruppe 9: Schriftkulturen des Mittelalters: Wer kann lesen und schreiben im Mittelalter?
Mittelalterliche Schriftstücke sind die wichtigste Quelle für Historiker*innen. Sie sind nicht nur Textträger, aber können aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Sie sind materielle Objekte, die einen oder mehrere Texte mit sehr unterschiedlichem Inhalt enthalten können (Verwaltungsdokumente, religiöse Texte, wissenschaftliche Texte ...), die zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Umfeld, auf einem bestimmten Träger und in einer bestimmten Form geschrieben wurden. So wichtig es ist, die Texte, die sie uns überliefern, zu identifizieren, zu veröffentlichen und zu erforschen, so wesentlich ist es auch, auf ihre Geschichte zu achten.
Die Studierenden werden sich die materiellen, graphischen und sozialen Rahmenbedingungen der schriftlichen Kommunikation und die verschiedenen Akteure der Buch- und Urkundenproduktion erarbeiten. Auf Grundlage der gemeinsamen Analyse von Handschriften verschiedener Epochen und Milieus wird die Vielfalt der Schreib-, Lesesituationen von der Spätantike bis hin zur Frührenaissance veranschaulicht, und dadurch der Status der Quellen neu bewertet. Wie heute ist nämlich oft das Medium auch im Mittelalter die Nachricht (McLuhan, „The medium is the message“), und Texte werden inszeniert.
Für die Vertiefung der Techniken und Methoden der Geschichtswissenschaften werden den Studierenden Aufsätze und digitale Datensätze zur Besprechung und Auswertung angeboten, anhand derer die Studierenden ihre eigenen historischen Fragestellungen entwickeln werden. |