Kommentar |
Gruppe 1: Tiersch Kaiser Konstantin und die Transformation der römischen Welt im 4. Jh. n. Chr.
Nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. wendete sich Kaiser Konstantin in sichtbarer Weise dem Christentum zu. Er privilegierte und förderte die bisher illegale christliche Kirche. Diese Entscheidung hat die weitere historische Entwicklung erheblich beeinflußt. Das Seminar wird deshalb danach fragen, was ihn zu dieser Entscheidung motivierte, welche Initiativen sie umfaßte und welche Konsequenzen sich hieraus sowohl für den römischen Staat als auch für die christliche Kirche ergaben. Allerdings wird es auch um den generellen Kontext, die politischen und sozialen Umbruchsprozesse des römischen Reichs in der Spätantike, gehen.
Gruppe 2: Kohring Die Krise der späten römischen Republik
Zwischen 200 und 30 v. Chr. vollzieht sich der Aufstieg der Römischen Republik zur Weltmacht im antiken Mittelmeerraum. In diesem Prozess löst sich parallel ihre alte Ordnung auf. Das Seminar zeichnet die wichtigsten Etappen von den Gracchen bis zum Aufstieg Octavians nach und führt so in die spezifischen Fragestellungen und Arbeitstechniken der Alten Geschichte als Teil der Geschichtswissenschaften ein.
Gruppe 3: Kohring Hannibal
Von 264 v. Chr. bis 146 v. Chr. lieferten sich Rom und Karthago drei große kriegerische Auseinandersetzungen, die die gesamte Mittelmeerwelt nachhaltig veränderten. Im Mittelpunkt dieses Seminars stehen der zweite Punische Krieg und der punische Feldherr Hannibal. Der Aufstieg Roms zur antiken Weltmacht auf den Trümmern Karthagos, der im Rückblick so konsequent erscheint, wird quellenah in der Auseinandersetzung mit älterer wie neuerer Forschung nachgezeichnet.
Gruppe 4: Kohring Augustus und die Begründung des Prinzipats
Das Seminar führt in die grundlegenden Methoden und Fragestellungen der Alten Geschichte als Teil der Geschichtswissenschaften am Beispiel des Aufstiegs von Octavian/Augustus ein. Die Umdeutung der zunächst auf militärischen Grundlagen beruhenden Alleinherrschaft zum Prinzipat wird auf einer für antike Verhältnisse relativ günstigen Quellengrundlage nachgezeichnet.
Gruppe 5: Kohring Die Perserkriege
Die Angriffe der Perser nach dem Ionischen Aufstand (500-494 v. Chr.) unter den Königen Dareios I. und Xerxes I. auf Griechenland, die 490 bei Marathon und 480/479 bei Salamis bzw. Plataiai abgewehrt wurden, sind nur aus griechischer Perspektive überliefert. Mit der modernen Bezeichnung „Perserkriege“ wird diese Auseinandersetzung, die als Kampf zwischen ‘Hellenen und Barbaren’ (Herodot, Prooemium) inszeniert wurde, vorsichtiger umschrieben. Das Seminar erarbeitet quellenah die einzelnen Etappen der Kriege wie ihrer Inszenierungen und beleuchtet auch ihre Wirkungsgeschichte.
Gruppe 6: Osmers Die Griechen auf Sizilien
Im Zuge der sogenannten Großen Kolonisation siedelten Griechen ebenso auf der Iberischen Halbinsel wie im Kaukasus oder in Ägypten und verbreiteten die politische Organisationsform der Polis im gesamten Mittelmeerraum. Ein wichtiger Siedlungspunkt im Westen war Sizilien – die Griechen gründeten hier bedeutende Poleis wie Naxos, Syrakus oder Gela. Trotz der großen Entfernung bestand stets eine Verbindung dieser Städte zum griechischen Mutterland. Die sizilischen Poleis beteiligten sich an den gemeinsamen kultischen Handlungen der Hellenen ebenso wie an gesamtgriechischen militärischen Konflikten. Zugleich gab es in klassischer Zeit aber auch Entwicklungen auf Sizilien, die sich deutlich von denen in Hellas unterschieden. Im Seminar sollen sowohl die Eigenarten als auch die Aspekte genannt werden, die die sizilischen Poleis mit dem griechischen Mutterland verband. Neben der inhaltlichen Komponente des Seminars wird allgemein in die Arbeitsmethoden und Hilfswissenschaften der Alten Geschichte eingeführt.
Gruppe 7: Osmers Nero
Nero war von 54 bis 68 n. Chr. Herrscher über das Römische Reich. Noch heute genießt er keinen guten Ruf; er gilt als Muttermörder, Brandstifter, Christenverfolger und Möchtegernkünstler, der ohne Sinn für die Bedürfnisse seiner Untertanen und die Anforderungen seiner hohen Stellung regierte. Dieses Bild geht auf die antiken Quellen zurück, die Nero voreingenommen entgegentreten und ein düsteres Bild seiner Herrschaftszeit zeichnen. Nur ist es zu einfach, Nero schlicht für verrückt zu erklären. Statt eine medizinische Ferndiagnose zu stellen, wollen wir die Strukturen des Kaisertums und der römischen Gesellschaft analysieren und danach fragen, wie Nero mit ihnen in Konflikt geriet, warum er immerhin 14 Jahre lang regierte und weswegen er am Schluß doch ermordet wurde. Neben der historischen Thematik führt das Seminar in Methoden und Hilfsmittel, Quellengattungen und Nachbardisziplinen der Alten Geschichte ein.
Gruppe 8: Engel Bestechung und Bestechlichkeit in Rom – Von der Republik bis zur Spätantike
Bestechung und Bestechlichkeit evozieren üblicherweise Gedanken an Korruption. Unter „Korruption“ wird dabei gemeinhin der Missbrauch öffentlicher Ämter zum privaten Vorteil verstanden; die Konzepte von „Privatheit“ und „Öffentlichkeit“ sind dabei jedoch voraussetzungsreich und können nicht ohne Weiteres auf die Vormoderne angewendet werden. Im Seminar soll daher untersucht werden, inwiefern verschiedene Korruptionsmodelle und -theorien (soziologische, politikwissenschaftliche etc.) für die Untersuchung vormoderner Gesellschaften nutzbargemacht werden können. Dadurch soll die Frage beantwortet werden, inwiefern in Rom ein Verständnis von Korruption existierte und welche Rückschlüsse auf die römische Gesellschaft anhand dieser Analyse gezogen werden können. Der Fokus wird dabei auf der (späten) Römischen Republik liegen, wobei auch ein vergleichender Ausblick in den Prinzipat und die Spätantike erfolgen soll.
Gruppe 9: Kohring Perikles
Der athenische Stratege und Staatsmann Perikles gilt als eine der großen Gestalten der Antike, sein Name steht für die klassische Epoche griechischer Politik und Kultur im Athen des fünften Jahrhunderts vor Christus. In der Zwischenkriegszeit zwischen dem Ende der Perserkriege und dem Beginn des Peloponnesischen Krieges stand Athen auf dem Höhepunkt seiner Seeherrschaft, verfügte über eine vollendete demokratische Verfassung, bot seinen Bürgern Wohlstand und erstrahlte in einer beispiellosen Kulturblüte. Dieses "Goldene Zeitalter" Athens verklärten schon in der Antike Thukydides und Plutarch und - ihnen folgend – auch die Historiker des aufstrebenden Bürgertums und nannten es das "Perikleische Zeitalter". |
Literatur |
Gruppe 1: Tiersch
Gruppe 2: Kohring Die Krise der späten römischen Republik
Christ, Karl: Krise und Untergang der römischen Republik, Darmstadt 2000, 4. Auflage; Meier, Christian: Res publica amissa. Eine Studie zur Verfassung und Geschichte der späten römischen Republik, Wiesbaden 1980, 2. Aufl.
Gruppe 3: Kohring Hannibal
Nigel Bagnall: Rom und Karthago. Der Kampf ums Mittelmeer. Siedler, Berlin 1995; Werner Huß: Geschichte der Karthager. Beck, München 1985; Klaus Zimmermann: Rom und Karthago. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005; Dexter Hoyos (Hrsg.): A Companion to the Punic Wars. Wiley-Blackwell, Oxford 2011
Gruppe 4: Kohring Augustus und die Begründung des Prinzipats
Kienast, D.: Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt 1999 (3. Aufl.), Bleicken, J.: Augustus. Eine Biographie, Berlin 1998; Zanker, P.: Augustus und die Macht der Bilder, München 1997 (3. Aufl.)
Gruppe 5: Kohring Die Perserkriege
Bleckmann, Bruno (Hg. 2007): Herodot und die Epoche der Perserkriege. Realitäten und Fiktionen. Kolloquium zum 80. Geburtstag von Dietmar Kienast, Köln / Weimar / Wien: Böhlau; Will, Wolfgang (2010): Die Perserkriege, München: Beck; Wiesehöfer, Josef (2006, 3. Aufl.): Das frühe Persien: Geschichte eines antiken Weltreichs
Gruppe 6: Osmers Die Griechen auf Sizilien
Martin Dreher, Das antike Sizilien, München 2008); Moses I. Finley, Das antike Sizilien. Von der Vorgeschichte bis zur arabischen Eroberung, München 1993; Marc Hofer, Tyrannen, Aristokraten, Demokraten: Untersuchungen zu Staat und Herrschaft im griechischen Sizilien von Phalaris bis zum Aufstieg von Dionysios I., Bern 2000; Caroline Lehmler, Syrakus unter Agathokles und Hieron II. Die Verbindung von Kultur und Macht in einer hellenistischen Metropole, Frankfurt am Main 2005; Nino Luraghi, Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia. Da Panezio di Leontini alla caduta die Dinomenidi, Florenz 1994.
Gruppe 7: Osmers Nero
Karl Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin, München 20055; Armin Eich, Die römische Kaiserzeit. Die Legionen und das Imperium (C. H. Beck Geschichte der Antike), München 20192; Egon Flaig, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich (Campus Historische Studien 7), Frankfurt am Main u. a. 20192; Jürgen Malitz, Nero (C. H. Beck Wissen in der Beck’schen Reihe 2105), München 1999.
Gruppe 8: Engel Bestechung und Bestechlichkeit in Rom – Von der Republik bis zur Spätantike
Engels, J. / Fahrmeier, A. / Nützenadel, A. (Hrsg.): Geld – Geschenke – Politik. Korruption im frühneuzeitlichen Europa, München 2009; Holmes, L.: Corruption: A Very Short Introduction, Oxford 2015; Karataş, S.: Zwischen Bitten und Bestechen. Ambitus in der politischen Kultur der Römischen Republik - Der Fall des Cn. Plancius, Stuttgart 2019; Rosillo-López, C.: La corruption à la fin de la République romaine (IIe–Ier s. av. J.-C.). Aspects politiques et financiers, Stuttgart 2010
Gruppe 9: Kohring Perikles
Linda-Marie Günther: Perikles. Tübingen: Francke, 2010; Gustav Adolf Lehmann: Perikles. Staatsmann und Stratege im klassischen Athen. München: Beck, 2008; Charlotte Schubert: Perikles. Tyrann oder Demokrat? Stuttgart: Steiner 2012; Wolfgang Will: Thukydides und Perikles. Der Historiker und sein Held. Bonn: Habelt, 2003 |