Kommentar |
In den letzten Jahrzehnten wandeln sich die Parteiensysteme der europäischen Demokratien: Neue Parteien etablieren sich und ehemals dominierende Parteien verlieren an Kraft, die Fragmentierung und die Volatilität steigt, die Relevanz der unterschiedlichen Wettbewerbsdimensionen verschiebt sich, Polarisierungstendenzen nehmen ebenso zu wie neue Segmentierungen. Dieser auf De-Stabilisierungen von Parteiensystemen und einem Dealignment fokussierenden Sichtweise stehen Befunde gegenüber, die zeitgleich für ein Realignment sprechen. Dieser Gleichzeitigkeit von Wandel und (neuer) Stabilisierung will dieses Seminar näher nachgehen. Dazu werden wir uns im ersten Schritt einen Überblick über Parteiensystemanalyse sowie über die Hintergründe der Ausgestaltung von Parteiensystemen verschaffen. Zweitens analysieren wir verschiedene Modi und Ursachen des Parteiensystemwandels in der BRD und in Europa. Drittens wenden wir uns der Frage zu, ob eine generelle De-Stabilisierung von Parteiensystemen zu konstatieren ist und diskutieren die möglichen Implikationen für das Funktionieren der Gegenwartsdemokratien, insbesondere für die Responsivität, die Repräsentation sowie für die politische accountability. Welcher Art also der Parteiensystemwandel ist, entscheidet mit über die Legitimität, Qualität und nicht zuletzt Stabilität der repräsentativen Demokratie.
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