Kommentar |
Die Bedeutung von A.I. als Technologie zeigt sich weniger in der Mimesis ‘menschlicher Intelligenz’ als in einer subtilen, aber heute schon wahrnehmbaren Veränderung der Rahmenbedingungen kultureller Produktion, die sich in ihren Grundzügen als Industrialisierung von Wissens- und Kulturtechniken durch datengetriebene Modellierung zu erkennen gibt. Die dadurch in Gang gesetzte Akzeleration der digitalen Bild- und Textverarbeitung betrifft keineswegs nur die Herstellung generativer A.I.-Kunst, sondern breitet sich in nahezu alle Domänen ästhetischer Produktion (von der Werbung bis zur Wissenschaft) aus.
Wenn Kulturtechniken und Techniken der Abstraktion nicht mehr ‘nur’ anthropologisches Handwerk sind (wie von Latour mit dem Konzept der ‘immutable mobiles’ einmal angedacht), sondern an die Automatismen von verteiltem Computing und Datenfabriken angeschlossen, ändern sich die Spielregeln von Macht und Wissen, und wir befinden uns möglicherweise in einer neuen, noch kaum verstandenen mediengeschichtlichen Situation. Welche Konsequenzen hat nun das Eindringen algorithmischer Modelle in die Residuen der menschlichen Intimsphäre, in die Produktion von Sinn und Zeichen? Was nehmen A.I.-Systeme wahr, wenn sie Gegenstände, Bilder oder Sprache in unserer Welt “wahrnehmen”? Und welche Vorannahmen über die Welt sind in ihren Operationen codiert?
Das Signallabor der Medienwissenschaft bietet auch im Sommersemester die Möglichkeit, sich im Rahmen einer studentischen Projektarbeit mit solchen Fragen zur Materialität, zur Wissensgeschichte und zur Operativität von A.I.-Modellen zu beschäftigen: zum Beispiel als Auseinandersetzung mit gegenwärtigen A.I.-Anwendungen, als Studie zur Wissens- und Technikgeschichte der A.I., oder als künstlerisches Projekt, das A.I.-Modellen auf die Spur kommt, indem es sie nachbaut, visualisiert oder nachprogrammiert. Die Themenwahl ist relativ frei, auch das Darstellungsformat der Projektarbeit (Text, Bild, Video, Ausstellung usw.) kann in Rücksprache mit dem Dozenten frei gewählt werden. Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft zum eigenständigen Arbeiten und das Interesse für medienwissenschaftliche Fragen. |