Kommentar |
Die Ästhetik und die Soziologie standen einander lange mit Skepsis gegenüber (Eßbach 2001). Dabei verhandelt die Ästhetik ein Kernproblem moderner Gesellschaften: das der sinnlichen Wahrnehmung, welche für das Zusammenleben eine wichtige Rolle spielt. Die Einsicht, dass ästhetische Praktiken moderne Gesellschaft maßgeblich bestimmen und ihre Analyse daher gewinnbringend zu ihrem Verständnis beitragen kann, hat daher in der Soziologie an Halt gewonnen (Reckwitz 2019). Nicht nur die Soziologien der Künste betrachten mittlerweile Kunst, Design oder Literatur als soziologisch interessante Wissensformen. Dieses sich wandelnde Verhältnis von Ästhetik und Gesellschaftstheorie soll in dem Seminar anhand von klassischen und neueren soziologischen und kulturwissenschaftlichen Texten grundsätzlich ausgelotet werden. Zu den gelesenen Autor*innen gehören Hanna Arendt, Bruno Latour, Judith Butler, Luc Boltanski und Andreas Reckwitz.
Darüber hinaus werden wir selbst einen kultursoziologischen Blick einüben, indem wir aktuelle ästhetische Phänomene, Kunstpraktiken oder einzelne literarische Texte im Hinblick auf ihren gesellschaftstheoretischen Wert diskutieren. |
Literatur |
Wolfgang Eßbach, »Antitechnische und antiästhetische Haltungen in der soziologischen Theorie«, in: Andreas Lösch u. a. (Hg.), Technologien als Diskurse. Konstruktionen von Wissen, Medien und Körpern, Heidelberg 2001, S. 123-136.
Reckwitz, Andreas. „Ästhetik und Gesellschaft – ein analytischer Bezugsrahmen“. In Ästhetik und Gesellschaft: Grundlagentexte aus Soziologie und Kulturwissenschaften, herausgegeben von Andreas Reckwitz, Sophia Prinz, und Hilmar Schäfer, 3. Auflage. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2118. Berlin: Suhrkamp, 2019. |