Kommentar |
Für das Werden der Moderne wie das Modern-werden spielen wechselnde Energiequellen – Holz, Kohle, Öl, Atom, Wind, Sonne – eine entscheidende Rolle, da sie sowohl Praktiken, ihre Möglichkeiten und Konsequenzen bedingen, als dass sie auch soziale Relationen strukturieren und Gesellschaften formen. Dabei geht eine jede Energiequelle respektive der materielle Umgang mit ihr sowie ihre ideologische Rahmung mit spezifischen „Stoffwechseln“ (Karl Marx) von Mensch und Natur einher und Gesellschaften werden je spezifisch „energetisiert“ (Herbert Spencer). Dies gilt insbesondere für fossile Energieträger, die überdies als entscheidende Treiber unseres anthropogenen Erdzeitalters gelten, in welchem die Menschheit trotz oder wegen immer größerer Transformationen der Natur zugleich immer weniger in der Lage ist, ihre Naturverhältnisse zu kontrollieren. Als präferierter Lösungsweg dieser allenthalben als existenziell bedrohlich beschworenen Lage gelten ökologische Modernisierung und grünes Wachstum, was sich etwa im Forcieren von Elektromobilität zeigt. Dieser Weg geht mit dem Versprechen einher, dass im Grunde gesellschaftliche Rahmenbedingungen, soziale Kräfteverhältnisse sowie die Produktions- und Konsummuster sich nicht grundsätzlich ändern müssen, sondern eine ökologisch modernisierte Energieproduktion sowie technische und soziale Innovationen adäquate Reaktionen auf das Anthropozän darstellen. Im Seminar werden wir uns in einem ersten Schritt grundsätzlich mit dem Zusammenhang von Energiequellen, Ressourcenmanagement und Gesellschaftsstrukturen auseinandersetzen. In einem historisierenden zweiten Schritt werden wir anhand von Fallstudien speziell modernen Vergesellschaftungspraktiken samt deren energetischen Voraussetzungen nachspüren, um schließlich im dritten gegenwärtig dominante sowie weniger bekannte Lösungen zu analysieren. |
Literatur |
Martin Bemmann/Birgit Metzger/Roderich von Detten (Hg.).: Ökologische Modernisierung: Zur Geschichte und Gegenwart eines Konzepts in Umweltpolitik und Sozialwissenschaften, Frankfurt/M.: Campus 2014; Sybille Bauriedl (Hg.): Wörterbuch Klimadebatte, Bielefeld: transcript 2015; Jason W. Moore (Hg.): Anthropocene or Capitalocene?: Nature, History, and the Crisis of Capitalism, Oakland: PM Press 2016. |