Kommentar |
Wichtiger Hinweis: Aufgrund der zu erwartenden großen Nachfrage ist dieses Proseminar ausschließlich für Studierende der Philosophie geöffnet. Philosophie-Studierende anderer Berliner Universitäten können bei Interesse gerne zur ersten Sitzung kommen; ich kann Ihnen allerdings vorab nicht versprechen, dass Sie am Proseminar teilnehmen können. Wenn mehr als 40 Philosophie-Studierende von der HU ernsthaftes Interesse bekunden, am Proseminar teilzunehmen, und auch die kleine unbenotete Leistung erbringen (siehe unten), ist eine Teilnahme für Philosophie-Studierende anderer Berliner Universitäten leider nicht möglich. Danke für Ihr Verständnis!
Im Zentrum des Proseminars steht das einflussreiche Werk des Denkers Frantz Fanon, der als ein Begründer der postkolonialen Theorie gilt. In seinem Buch Schwarze Haut, weiße Masken von 1952 analysiert der angehende Psychiater aus der Perspektive der ersten Person rassistische Alltagserfahrungen, die kolonisierte Menschen in den französischen Kolonien und innerhalb Frankreichs machen. Der Kolonialismus, so Fanon, kommt ohne die Abwertung der Kolonisierten nicht aus, die – sämtlicher eigener kultureller Ressourcen beraubt – kaum eine andere Wahl haben, als die erniedrigenden Fremdzuschreibungen zu übernehmen. Fanons Buch Die Verdammten dieser Erde von 1961, veröffentlicht ein Jahr vor dem Unabhängigwerden Algeriens von der französischen Kolonialmacht, enthält neben der unmittelbaren Bezugnahme auf den Kampf gegen den Kolonialismus weitere präzise Analysen der kolonialen Situation. Fanon zeigt auf, mit welchen Herausforderungen Kolonien nach dem Unabhängigwerden in psychischer, kultureller, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht konfrontiert sein werden. Die Dekolonisierung ist also nicht mit dem Unabhängigwerden vollendet, sondern vielmehr ein umfassender und potentiell lange andauernder Prozess. In diesem Proseminar werden wir Ausschnitte aus den beiden Werken Fanons lesen. Am Ende des Semesters werden wir zudem einen Blick auf die aktuellen Auseinandersetzungen um das Erbe des Kolonialismus werfen.
Spezifische Vorkenntnisse werden in diesem Proseminar nicht vorausgesetzt. Was aber erwartet wird, ist die Bereitschaft, sich mit sehr anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen und über das ganze Semester aktiv und konstruktiv am Proseminar teilzunehmen. Wichtig: Zu Beginn des Semesters wird bereits eine unbenotete Studienleistung zu erbringen sein. Weitere Informationen dazu werden Sie rechtzeitig auf Moodle finden (im Institutskurs mit dem Semesterprogramm und im Kurs zum Proseminar). |
Literatur |
Wenn Sie sich vorab schon einmal etwas auf das Proseminar einstimmen möchten, empfehle ich:
- John Drabinski, „Frantz Fanon“, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy 2019 (https://plato.stanford.edu/entries/frantz-fanon/)
- Onur Erdur, „Dekolonisierungs-Theoretiker Frantz Fanon und die Last der Sprache“, in: Deutschlandfunk Kultur, 19.7.2020 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophische-flaschenpost-dekolonisierungs-theoretiker-100.html
- Ina Kerner, Postkoloniale Theorien zur Einführung, Hamburg 2021
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