In diesem als kollektive Kreativ-Werkstatt konzipierten studentischen Projekttutorium untersuchen und erproben wir formale Zwänge und selbstauferlegte Regeln, nach denen künstlerische Werke erschaffen werden. Anknüpfungspunkt bildet das in Frankreich gegründete Autor*innen-Kollektiv „OuLiPo“, dessen literarische Praxis nach formalen Zwängen wir in den ersten Sitzungen einerseits theoretisch erarbeiten, andererseits verfahren wir durch Schreibübungen von Beginn an praktisch, untersuchen ähnliche Verfahren und wollen in diesem Zuge auch die Relevanz des Ansatzes für ein kritisches Sprachbewusstsein reflektieren.
Schließlich erschaffen wir im Rahmen spezifischer Kleingruppenarbeit eigene kreativ-künstlerische Erzeugnisse nach selbstgewählten Regeln. Dabei können individuelle Projekte (weiter-) entwickelt oder zu Beginn behandelte Themen intensiviert werden, wie z.B. Eingriffe in bestehende Texte, Stadtschreibungen und geschlechts(un)spezifisches Schreiben aber auch digitale/mathematische Textstrukturen oder die Übertragung poetischer Regeln auf andere Künste.
Neben zwei Experten-Interventionen/Gesprächsrunden ist eine gemeinsame Publikation geplant und eine öffentliche (multimediale) Abschlusslesung in den Räumen der Lettrétage Berlin am 1. März 2023 vereinbart.
Das Projekttutorium ist offen für Studierende aller Fachrichtungen; für die literaturwissenschaftlich geprägte Einführung sind keine Vorkenntnisse erforderlich und alle relevanten Werke liegen in Übersetzung vor. Leistungspunkte können im überfachlichen Wahlpflichtbereich und den unten genannten Modulen erworben werden.
Die erste Sitzung findet am 24. Oktober 2022 statt. Bei Interesse, Anregungen und Fragen schreibt mir gern: verselea@hu-berlin.de.
Werke (u.a.):
Raymond Queneau: Exercises de style (1947) [Stilübungen]
Georges Perec: La disparition (1969) [Anton Voyls Fortgang]; La vie mode d’emploi (1978) [Das Leben Gebrauchsanweisung]
Anne Garréta: Sphinx (1986) Heimrad Bäcker: nachschrift (1986)
Jacques Jouet: Poème de métro (1995)
Natalie Deewan: Wiener Leerstandsanagramme (2017) |